MYONET - Atlas Musculatur Orofacial System

Atlas Musculatur: Fehlaktionen & Besonderheiten IV

Erhard Thiele     27 Atlas Musculatur Gliederung       MYONET.Gesamtprogramm inhaltsübersicht     

1.4.2 Diskussion der Physiologie

mit muskulären Besonderheiten und Fehlaktionen der Muskeln

des Areals I V – Suprahyoidmuskulatur –

Wir wollten unser Hauptaugenmerk richten auf die orofaziale Muskulatur. Dabei war festzustellen, dass sich muskuläre Aktionen und Einflüsse nicht auf schematisch abgeteilte Gebiete begrenzen lassen. Im orofazialen System war es nicht nur schwierig, singuläre Muskelaktionen zu charakterisieren, auch die Abgrenzung der einzelnen Muskelzüge ist dadurch kompliziert, dass Muskeln ineinanderstrahlen und verzweigen, so wie individuell unterschiedlich ausgeprtägt sind.  So war auch festzustellen, dass die äussere orofaziale Muskulatur in ihrer Funktion angewiesen ist auf Synergismen/Antagonismen der Zunge, dass diese über ihre Aussenmuskelzüge zu Aktionsgemeinschaften verknüpft ist, so mit dem Mundboden, dem Velum und der Schlundmuskulatur. Aktionen des Mundbodens wiederum sind nicht denkbar ohne die Muskelschlingen des Zungenbeins, die sich unterscheiden lassen in solche oberhalb (suprahyoid) und solche unterhalb (sub- oder infrahyoid) des Zungenbeins. Bei dieser Muskulatur ist für die Funktion von Bedeutung, wo der Festpunkt liegt. Dies können wir immer bei hintereinandergeschalteten Muskelzügen beobachten, wie am Unterkiefer, wie bei unserem ,Gürtel’ (bildhafter Vergleich Seite 11). Wird in einer solchen Systemkette die Muskulatur der einen Seite festgestellt (Festpunkt), so zieht die andere Seite ihren Ankerpunkt zu dem System hin. Diese Anordnung spielt eine entscheidende Rolle für die gesamte am Zungenbein angebundene Muskulatur. Hier kann wahlweise der Unterkiefer, das Zungenbein, der Schildknorpel, das Schulterblatt oder in beschränktem Umfang die erste Rippe oder das Brustbein bewegt werden, im weitesten Sinne auch die Kopfhaltung verändert . Darum ergeben sich auch Muskelreaktionen auf Aktionen in unserem Bereich im hinteren und seitlichen Halsabschnitt. Auf letztere müssen wir später noch in aller Kürze eingehen (Areale VIII und IX). Zunächst jedoch zur Suprahyoidmuskulatur, soweit diese nicht den Bereichen Mundboden oder Zunge zugeordnet dort besprochen wurde. Nach dieser Einschränkung bleibt für das Gebiet nur ein Muskelpaar zu beschreiben, das von der Schädelbasis nach hier verläuft:

IV/1. (M. stylohyoideus)

Lage:  Feines zylindrisches Muskelbündel, Kieferwinkelregion .Muskelstrang seitlich des Rachens.  --  Er kann in Varianten mehrbäuchig sein oder an der Digastricus (III/3)-Zwischensehne angewachsen . Er kann damit das Zungenbein direkt gegen die Unterzungenbeinmuskulatur fixieren oder anheben.

Fixierung:

Ursprung: Processus styloideus (os styloid.), Basis hinten 

Ansatz: Zungenbeincorpus, Cornu maius. [Zweizipflig am Zungenbein vor und hinter (und/oder an) Digastricuszwischensehne ].

Verlauf: Schräg vor-, ein-abwärts in Verlaufsrichtung mit Stylopharyngeus, vor diesem.

Wirkweise: Zungenbein rück-, aufwärts

IV/2. (M. stylopharyngeus)

Lage:   Er strahlt in die Pharynxmuskulatur ein und erreicht mit einigen Fasern den Schildknorpel und fungiert so als dessen Heber . Wohl besteht darüber hinaus auch Funktionsgemeinschaft mit der Schlundmuskulatur. (Wir erfuhren das schon beim Buccinator, I/5.) Die Besprechung dieser Muskelgruppe muss der speziellen Literatur belassen sein.

Fixierung:

Ursprung: Griffelfortsatz (os styloid.)

Ansatz: Schlundmuskel, Schildknorpel

Verlauf: schräg abwärts

Wirkweise: Halseingeweide aufwärts