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EINLEITUNG

zum Katalog

PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

249
   
Allgemeines Kapitel

DIAGNOSTISCHE ÜBUNGEN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

Schema/Verzeichnis

Bei diesem Kapitel handelt es sich um die generelle Beschreibung einer Gesamtgruppe von Übungen und die Details, die die hier beschriebene als Gemeinsamkeit haben. 

DIAGNOSTISCHE ÜBUNGEN werden zur Diagnose, beispielsweise anlässlich der Erstuntersuchung eingesetzt.

Es werden hierfür gängige Übungen aus dem Katalog verwandt, die in dem unten abgebildetem Schema zusammengefasst sind. Sie sind besonders geeignet, um bei der Neuaufnahme und Befunderhebung am Patienten zu evaluieren, welche Muskeln bis zu welchem geschätzten Grad in der Lage sind, ihren von der Funktion geforderten Aktionsrahmen auszufüllen. Nach den Resultaten können sich später Planung, Schwerpunkt der Therapie und Einsatz der Einzelübungen richten.

Inhalt:

Die DIAGNOSTISCHEN ÜBUNGEN werden zum grössten Teil auch als MFT-Übungen angewendet, die in den entsprechenden Kapiteln dieses Übungskataloges beschrieben sind. Einige nicht als Übungen geeignete Muskelaktionen sind in den Anmerkungen zur LISTE DER ÜBUNGEN erläutert. Die Übungen spiegeln normale, physiologische Fähigkeiten wider, die in Haltung und Funktion von gesunden Patienten beherrscht werden müssen. Inkompetenzen und Ausfälle lassen, auf einem Fragebogen subsumiert, die Art der Störung eingrenzend diagnostizieren.

Material:

Übungsspezifisch (zu den Übungsbeschreibungen siehe auch Absatz ‚Diskussion’).

Ablauf:

- Vorübung:

Zu diesem Anlass werden keine Vorübungen ausgeführt; dem Patienten wird die betreffende Muskelaktion beschrieben oder vorgespielt (mittels der animierten Zeichnung im speziellen Kapitel der Website oder) durch den Therapeuten oder eine Hilfsperson.

-Ausgangshaltung:

Übungsspezifisch, generell nicht erforderlich. Es wäre zweckmässig, eine akzeptable Sitzhaltung auf einem Trainingsball oder Hocker zu induzieren.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Der Patient bekommt einen Spiegel ausgehändigt und wird anhand des Fragebogens, Teil 1, der Reihe nach bei jeder Übung angewiesen, die ihm jeweils vorgemachten Bewegungen unmittelbar und unter Kontrolle im Spiegel nachzuahmen.

   Die Selbstkontrolle anhand des Spiegels ist nicht zwingend notwendig. Hinsichtlich der Reagibilität ist es unerheblich, ob der Patient die geforderte Muskelaktion spontan oder in Spiegelkontrolle ausführt. Wird ein Spiegel eingesetzt, so ist dies im Untersuchungsprotokoll zu vermerken.

-2 Erfolg oder Misserfolg werden möglichst auf einem hierfür vorbereiteten Fragebogen eingetragen (siehe

   Abbildung). In eine entsprechende Spalte wird die einfache Bewertung der Muskelaktion unter den Aspekten

   Haltung, Mobilität, Motilität oder Kraft in der Durchführung eingetragen. Es wird nur die Rubrik ausgefüllt, die für die entsprechende Aktion von Bedeutung ist. Bei einer Haltungsbeurteilung beispielsweise spielt die Motilität keine Rolle, für die Beurteilung der Motilität ist die Kraft der Durchführung nicht entscheidend.

 Die Bewertung erfolgt nicht abgestuft, sondern ausschliesslich danach, ob die Muskelaktion

übermässig  (hyper’+’),

normal (norm'0') oder

zu schwach (hypo'-')

ausgeführt wurde. Die im vorgegebenen Fragebogen folgende Spalte lässt Raum für Anmerkungen.

-3 Teil 2 des Fragebogens, die Bewertung von Zunge, Wangen, Lippen und Kaumuskeln, wird nicht nach obigem Muster durchgeführt. Hier ist eine mehr beschreibende Beurteilung erforderlich.

-4 Teil 3, die Bewertung der Zahnbögen, erfolgt nach kieferorthopädischen Gesichtspunkten.

-5 Teil 4: Die letzten vier Punkte sollen Hilfen für die generelle Durchführbarkeit der Therapie geben.

- Timing:

Von wesentlicher Bedeutung ist es, dass der Patient die Muskelaktion nach Instruktion umgehend nachzuahmen versucht, da aus dem resultierenden Ergebnis die Bewertung abgeleitet wird.

Charakterisierung:

Dokumentation, Diagnostik.

Beachtung:

Die Messergebnisse sind stets relativ auf den jeweiligen Patienten bezogen, das heisst, sie stellen keine absolute Beurteilung dar.

Diskussion:

Die Muskelaktionen / Übungen sind mit den auch sonst üblichen Trivialnahmen bezeichnet, die es dem Therapeuten erleichtern sollen, den Patienten die auszuführende Bewegung näherzubringen.

Die Übungen können zum Testen einzeln oder im Rahmen einer diagnostischen Erhebung eingesetzt werden.

Der Fragebogen ist eine Ergänzung zu den in Thiele,E.: Myofunktionelle Therapie in der Anwendung, Heidelberg 1992, Hüthig Buch Verlag, ISBN 3830401841 Band 2 besprochenen Befundbögen. Dort werden auch Messungen eingesetzt und dokumentiert. Es ist dem Therapeuten überlassen, bei der Durchführung der Tests - besonders im Teil 1 -dokumentierende Fotos oder Videoclips anzufertigen. In der MFT lässt sich die Zusammenstellung diagnostischer Angaben nur sehr begrenzt durch Messungen unterstützen. Bei systematischem Durchspielen der hier angegebenen Übungen und der befundeten Bewertung ihrer Ausführung indes lässt sich ermitteln, welche Muskeln in wie starkem Masse in die Störung einbezogen sind. In diesem Zusammenhang sei nochmals und wiederholt darauf hingewiesen, dass in dyn, erg oder pond gemessene Werte fuer Diagnose oder Therapie recht nutzlos sind, da hier nicht Siegplätze an Leistungssportler vergeben werde, sondern die harmonische, physiologische, individuelle Funktion von Organteilen, Subsystemen oder Reflexketten und deren Teilschritten ob ihrer Funktionabilität beurteilt werden müssen. Bewertet wird die Physiologie, nicht die Spitzenleistung. Für den berühmt-berüchtigten „Zungenstoss“ ist wenig relevant mit welchem muskulären Druck in Kilogramm er ausgeführt wird. Wichtig ist allein, dass die Zungenspitze nach erfolgreicher Therapie beim Schluckansatz zum PUNKT geht und ferner, dass der antagonistische Regelkreis Zungen-Lippen-Druck ausgewogen balanciert ist.

Wie erwähnt, verfügt das Repertoire der gängigen MFT-Übungen über eine Reihe von Ausführungen, die in charakteristischer, funktioneller Weise bestimmte Muskelzüge des orofacialen Systems gezielt ansprechen.

Diese sind im nachfolgenden Schema nach Muskelgruppen geordnet aufgeführt und in einer kurzen Anmerkung erklärt. Anmerkungen mit dem *Zeichen werden weiter unten ausführlicher beschrieben.

Um dem Therapeuten eine Grundausführung dieses Diagnoseschemas an die Hand geben zu können, ist dieses abgespeichert und kann über ein Link abgerufen werden.

 

Kurzbeschreibung der Diagnostischen Übungen, die nicht im Hauptübungskatalog als Myofunktionelle Übungen wiedergegeben sind:

 

NÜSTERNBLÄHEN

Diese Muskelaktion kann von Nutzen sein, um das Üben der Nasenatmung zu unterstützen. Häufig sind durch kontinuierte Mundatmung die Nasenflügel schmal und wirken eingefallen.

Durch das bewusste Training werden die Aufmerksamkeit und das Organgefühl der Patienten auf den Atemweg durch die Nase gelenkt. Man kann als Anleitung anführen, die Nase solle sich so stellen, als wolle man einen besonders guten Duft einziehen. Vormachen und Handspiegelkontrolle sind empfehlenswert.

 

MÜMMELMANNN – Nibble Rabbit

Diese Muskelaktion zielt speziell auf den radiär einstrahlenden Muskelzug im Bereich des Filtrum. Er wird auch als Musculus incisivus angegeben und hebt nur die Mitte der Oberlippe an. Die Übung ist im Katalog nicht speziell beschrieben, da sie als funktionelle Übung weniger von Bedeutung ist. Es wird dem Patienten erklärt, er solle die Oberlippe nur ganz wenig und gezielt so bewegen, „wie es ein Hase macht“. Bei der Muskelaktion, die die Motilität des Orbicularis fördert, wird die Lippe geringfügig so angehoben, dass eine sehr kleine Lippenspaltöffnung genau in der Mitte entsteht. Die Bewegung wird im AUF und AB schnell und mehrfach wiederholt.

 

VORNEHM LÄCHELN  

Hier wird der Teil der Radiärmuskulatur des Orbicularis aktiviert, der die Oberlippe ausschliesslich nach aufwärts zieht. Man kann diese Muskelaktion auch zum Training der Motilität einsetzen. In der Bewegung sollen nur die Schneidezähne (nicht bis zu den Eckzähnen!) sichtbar werden. Die Übung wird ähnlich der zuvor beschriebenen durchgeführt.

 

GRÜBCHEN

Das „niedliche“ Grübchen lateral der Mundwinkel. Die Muskelaktion zeigt die Reagibilität des Risorius, des Bindegliedes in der Kette der „Gürtelmuskeln“ zwischen Buccinator und Orbicularis. Nicht selten wird dieser Muskelzug zu stark angespannt und bildet dann nicht nur das GRÜBCHEN; durch die sich im Inneren der Wangenwand bildende Vorwölbung belastet und verkippt es auch die darunter liegenden Prämolaren (vorderen Backenzähne) oder führt in dieser Region zum Bekauen oder Zwischenlagern der Wangenschleimhaut, was ebenfalls die Okklusion negativ beeinflusst. Als Übung ist sie eventuell einzusetzen, wenn Wangen- und Lippentonus zu schwach ausgeprägt sind. Auch in diesem Falle wird dem Patienten die Bewegung durch den Therapeuten vorgeführt und dann unter Handspiegelkontrolle nachgeahmt. Sie kann sowohl im Halte-, als auch im  kinetischen Modus ausgeführt werden.

 

VERACHTUNG 

Das „Hängenlassen“ oder Herunterziehen der Mundwinkel. Auch diese Muskelaktion ist als therapeutische Übung weniger geeignet, da sie eher in Dysfunktion auftritt. Zur Verbesserung der Motilität im Mundwinkelbereich kann sie jedoch als WECHSELÜBUNG mit Übungen zum Heben der Mundwinkel eingesetzt werden, wie dem HUNDEKNURREN. In der Durchführung wird der Mundwinkel möglichst ausschliesslich abwärts bewegt, ohne die „Gürtelmuskulatur“ Risorius und Buccinator mit anzuspannen.

 

TROTZ 

Diese Aktion demonstriert die Fähigkeit des Mentalis, die Kinnspitze anzuheben und das darüberliegende Gewebe aufzustauchen. Dies verleiht dann der Region ein trotziges Aussehen. Auch diese Aktion wird sehr häufig als Dysfunktion ausgeführt (grimassierendes Schlucken) und ist daher nicht als Übung in den Katalog aufgenommen. In der physiologischen Haltung soll die Kinnspitze gesenkt, die darüberliegende Kinnhaut glatt und ohne Quer-oder Längsfalte erscheinen. In der Mobilität sollen die beiden Extreme des nach unten gezogenen, flachen Kinns und der aufwärts vorgereckten Kinnspitze möglich sein. Die Motilität zeigt sich im zügigen Wechsel zwischen beiden Positionen, die allgemeine Stärke in der Bestimmtheit, mit der diese Bewegungen ausgeführt werden können.

 

DICKER HALS   Taut Neck

Diese Muskelaktion ist auch häufig bei plötzlich zu bewerkstelligenden Kraftleistungen zu beobachten, beispielsweise bei Sportlern. Zur Stabilisierung des Schädels wird das Platysma mit angespannt, spannt somit die Halshaut zwischen Schlüsselbein und Unterkieferrand und lässt daher den Hals vorn dick erscheinen. Im physiologischen Rahmen unterstützt der Muskel die vordere Stabilisierung des Kopfes bei geschlossener Mundhaltung, also im hintereinandergeschalteten Synergismus mit dem Orbicularis (während die Mandibulaadduktoren nicht zwingend involviert sein müssen).

Ein Anspannen soll durchführbar sein, generell soll die Region sich unauffällig halten.

 

UNTERLIPPENFEUCHTER  

Gemeinhin soll dem Patienten das Lippenlecken als Dysfunktion abgewöhnt werden. In Fällen eingeschränkter Mobilität kann jedoch die Zungenspitze aufgefordert werden, ringsum am Lippenrand entlangzufahren oder, wie hier, auf der Unterlippe von Mundwinkel zu Mundwinkel zu rutschen oder auch nur im statischen Modus median auf der Unterlippe zu verweilen.

 

FUSSMATTE

Auch hier handelt es sich um einen Muskeltest, der als MFT-Übung eher ungeeignet ist, da die Zungentieflage eine Fehlhaltung darstellt. Eine Ausnahme wäre die Neigung, die Zunge klossförmig protrusiv zwischen die Zahnreihen zu stopfen. In diesem Falle wäre die Übung zur Relaxierung zu verwenden. Dabei würde der Patient aufgefordert, möglichst keinen Muskel in der Zunge anzuspannen, sondern die Zunge so flach wie möglich auf den Mundboden zu legen, eben wie eine Fussmatte. Hierbei werden dann sehr wohl Faserzüge angespannt - die vertikalen - es entsteht jedoch der subjektive Eindruck des Nichtanspannens.