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PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

254
   
Allgemeines Kapitel

TONUSDEFINITION

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

Tonizität ist ein bei neuromuskulären Vorgängen häufig verwendeter Fachbegriff. Es ist daher notwendig, ihn bei Verwendung in einer Diskussion zuvor hinreichend zu definieren.

 Wir müssen zur Diagnose, Behandlungsplanung und Therapie eine Bewertung des Tonus für das Zielgebiet vornehmen. Dazu soll vorab eine präzise Definition des Begriffes ‚Tonus’ erfolgen, damit wir wissen, worüber wir sprechen.

Der Tonus des Gesamtorganismus ist keine einheitliche Grösse, sondern muss als ein Zustand betrachtet werden, der aus dem Tonuszustand der vielen einzelnen Regelkreise resultiert, die den Status des Gesamtorganismus ausmachen und bestimmen (er wird also in der Summe der einzelnen Zustände nie genau zu definieren sein, da er im besten Falle im Fliessgleichgewicht ist.) Gemeinhin hat das Teilsystem einen höheren Tonuszustand, das gerade in Aktion ist. Mehr oder weniger werden davon dann auch nachbarliche oder synergistische / antagonistische Systeme betroffen sein. Für unsere Zusammenarbeit mit dem Patienten gilt es, den Tonuszustand bewusst zu machen und ihn dadurch dem bewussten Einfluss zugänglich werden zu lassen.

Um dies präzise durchführen zu können, sollen hier die verschiedenen möglichen Tonuszustände aufgeführt werden. Die gewählte Reihenfolge repräsentiert einen ansteigenden Grad des Tonus.

Charakterisierung:

Tonus

Beachtung:

Die Schaffung eines angemessenen Tonus ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Übung.

Diskussion:

Muskel-Tonus. Dieser ist das fünfte Pussel in unserer Leiter der Qualitäten im Mosaikbild des Physiologischen Rahmens (Bild).  Wir können davon ausgehen, dass systemimmanent verschiedene physiologische Toni vorgegeben sind. Man kann sich hierbei die Frage stellen, ob das, was ich charakterisieren will der Neuro- oder der Myotonus ist. In einem Regelkreis dürfte eine eindeutige Definition schwierig sein, obwohl sie manchmal durchaus wünschenswert wäre. Nehmen wir für die gegenwärtige Diskussion den übergeordneten Begriff Tonus und fangen wir mit dem niedrigsten Wert an, den der Tonus annehmen kann, nämlich Null.

Atonie

ist ein unphysiologischer Zustand und bedeutet, dass das System  (vorübergehend) von der neuralen Versorgung abgekoppelt ist; der Regelkreis ist unterbrochen. Als nächster, der niedrigste physiologische Tonus ist der

Ruhetonus. Wir sollten ihn vorfinden im regenerativen Tiefschlaf. Darauf folgt der willkürlich herbeiführbare Zustand des

Entspannungstonus für längere Ruhepausen, in denen sich das gesamte System im Wachzustand regenerieren kann. Eine kurze Erholung zwischen Arbeitsphasen gelingt mit dem

Erholungstonus, einem willentlichen ‘Durchatmen’ vor der nächsten Anspannung; hier ist der Tonus etwas niedriger als beim

Bereitschaftstonus, er besteht vor dem Ansetzen zu einer Aktion und hat eine den Belastungserwartungen angemessene Vorspannung. Eine Sonderstellung hat der Tonus im Zustand derImagination ein interessanter Sonderfall, den amerikanische Sportmediziner in einer speziellen Versuchsanordnung messen konnten; intensives Vorstellen einer muskulären Aktion jedoch ohne messbare Aktionsströme führt bei längerem Training zu einer Kraftzunahme.

Arbeitstonus schliesslich, der Aktionstonus (Fibrillieren) wird im Rückkopplungseffekt der erwarteten Effektivität angepasst, er hat im Gegensatz zum Ruhe- oder Bereitschaftstonus keine Basisdefinition.

Als hypoton würde man ein neuromuskuläres System bezeichnen, dass offensichtlich den gestellten Anforderungen nicht nachkommt.

Hypertonie tritt beispielsweise auf bei Krämpfen, sie tritt aber auch auf, wenn durch eine fehlerhafte Arbeitshaltung bestimmte Systemkomplexe über einen langen Zeitraum angespannt bleiben. Hierhin gehört das MMS, Multiple Movement Syndrom mit Myogelosen und Gelenkverschleiss. Für die Myofunktionelle Therapie ist es wichtig, einen adäquaten Ruhe- und Bereitschafts-Tonus einzustellen, der auch kollaborierende Systeme in Einklang bringt.

Die höchste Tonusstufe wäre dann wiederum eine unphysiologische, getoppt durch Überschreiten der physiologischen Grenze, eben der

Krampf mit gleichzeitiger Maximalbelastung aller Faserelemente respektive Reizbarkeit der neuralen Steuerung. Er ist bei längerer Dauer gewebeschädigend.

Anleitung:

Übungsspezifisch

Definition der Tonuszustände

(in der Reihenfolge zunehmender Stärke aufgelistet)

 

Atonie-

(Vorübergehend) von der neuralen Versorgung abgekoppelt

Ruhe-

Tiefschlaf

Entspannung-

Willkürlich herbeigeführte längere Ruhephase

Erholung-

Kurzfristige Aktionsunterbrechung

Bereitschaft-

Ansetzen zu einer Aktion (Vorspannung)

Imagination-

Intensives Vorstellen einer Aktion

Arbeit-

Aktionstonus (Fibrillieren)

Krampf-

Gleichzeitige Maximalbelastung aller Faserelemente

 

Einem jedem solchem Zustand ist dann natürlich auch die Haltung des entsprechenden Organs oder Organteils zugeordnet. Im Bereich der Neurtomotorik können wir im Wort Tonuszustände den  Begriffsteil ‚-zustand’ durch ‚-haltung’ ersetzen, also: Die Ruhe-haltung, die Bereitschafts-haltung oder die Krampf-haltung. Auf den ersten Blick werden wir ohnehin den Zustand aus der ins Auge fallenden Haltung diagnostizieren