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PHILOSOPHIE

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ÜBUNGEN

Verzeichnis

098
   
Übung

TAP-TAP'-ÜBUNG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Die Übung eignet sich besonders zur Kontrolle des Eutonus, Grund- oder Ruhetonus (Bereitschaftstonus) bei allen Kiefergelenkübungen. Als selbständige Übung ist sie einsetzbar, um dem Patienten das Gefühl nicht verspannter Adduktoren zu vermitteln. Bei guter Aufnahmebereitschaft kann sie auch der Selbstkontrolle im Zusammenhang mit Dysfunktionen wie Hypertonus oder Hypermotilität des Unterkiefers dienen (s. hierzu Anmerkungen zum Übungsmodus unter „Diskussion“). Sie eignet sich darüber hinaus für die Bewertung der Tonuskontrolle durch den Patienten als DIAGNOSTISCHE ÜBUNG (s.d.)

Mit spezieller Manipulation wird sie zur Reposition der Kiefergelenke eingesetzt (s. Absatz „Diskussion“).

Inhalt:

Manipulierte Spannungs- (und Lage-) kontrolle für den Unterkiefer.

Material:

Nicht erforderlich.

Ablauf:

- Vorübung: Fakultativ kann und sollte die RUHEHALTUNG, zumindest aber die ,SCHUBLADE -REIN'-ÜBUNG beherrscht werden.

- Ausgangshaltung: Siehe Vorübung.

Step-by-step-Beschreibung:

-1 Der Patient sitzt auf einem Hocker oder Trainingsball.

     a Fremdmanipulierte Durchführung:

-2 Der Therapeut stellt sich hinter den Patienten, dessen Kopf sich gegen ihn lehnt und fasst mit beiden Händen den Unterkiefer wie ein Tablett.

-3 Der Patient wird aufgefordert, den Unterkiefer ‘locker zu lassen’.

-4 Nun versucht der Therapeut gefühlvoll, ohne Kraftaufwand und ohne jede Muskelaktion seitens

  des Patienten (oder beiderseits) den Unterkiefer hochzuklappen und somit die Zahnreihen leicht aufeinander zu ‘tappen’. Dabei dürfen keine Muskelaktionen am Unterkiefer spürbar werden. Dies gelingt häufig erst nach einigen Versuchen. Zu diagnostischen Zwecken können die mehr oder minder grosse Führbarkeit bzw. das Misslingen dokumentiert werden.

  In der therapeutischen Anwendung wird das ‘Tap‘ über einige Zeit durchgeführt. Hierbei empfiehlt es sich, nicht rhythmisch zu üben, sondern die Bewegungen asynchron durchzuführen, um so ein verdecktes Mitarbeiten der Muskulatur auszuschliessen. Der Sinn der Übung ist es, die verspannte Muskulatur völlig zu entspannen, auszuspannen.

- Timing: Eine Übungssequenz ergibt sich durch die Ausführung über eine definierte Zeitspanne. Hierbei empfiehlt sich die Dauer von einer Minute.

     b Eigenmanipulierte Durchführung:

-2 Nicht zwingend, aber günstigerweise setzt der Patient den Ellenbogen eines Armes auf einen vor ihm stehenden Tisch, winkelt den Arm an und legt den Handrücken unter das Kinn.

-3 Diese Hand soll nachfolgend die führenden Hände des Therapeuten ersetzen. Der Patient besinnt sich auf das zuvor erlebte Gefühl, den  Unterkiefer ‘locker zu lassen’, wie unter Ausführung a. geübt. Die Hand „schubst“ den Unterkiefer ruckartig leicht aufwärts.

-4 Alle weiteren Schritte wie unter a.

Charakterisierung:

Manipulation, Relaxierung, Motilität, unter b Motivation zur Selbstkontrolle.

Beachtung:

Die Übung erfordert von allen Beteiligten hohe Konzentration und grosses Einfühlungsvermögen.

Diskussion:

Die Übung ist im Grunde dazu konzipiert, dem Patienten unter Mithilfe der führenden Hand des Therapeuten das Gefühl der nicht verspannten Adduktormuskulatur zu vermitteln. Dieser Modus ist unter a beschrieben. Unter b ist der Übungsablauf dargestellt, bei dem der Patient selbständig die Wahrung des Eutonus überprüfen oder trainieren kann. Der Therapeut kann die Übung auch vor dem Patienten sitzend ausführen. Hierbei fassen Daumen und Zeigefinger die Kinnspitze. Die Führung dabei ist etwas unsicherer.
Bei Vorverlagerung der Gelenkköpfe kann die Massnahme zur Gelenkreposition eingesetzt werden. Dazu wird der gleiche Ablauf eingehalten; die Manipulation erfolgt jedoch mit mehr Kraft und stärkerer Betonung des Druckes auf den Unterkiefer nach retral. Sollte in einem solchen Fall die Muskulatur zu stark gegen die Manipulation arbeiten (Schutzreflex, -spasmus), so ist eine Reposition auch mit Hilfe eines Zungenspatels möglich: Je ein Spatel wird hochkant zwischen die hintersten Backenzähne gesetzt und so gehalten, dass die Spatelenden im Mundwinkel nach den Seiten herausragen. Der Patient beisst auf die Spatel. Beide Spatel werden dann in ihrer Längsachse so gedreht, dass der Unterkiefer durch die Drehung retral verschoben wird und die Gelenke in ihre Ausgangsstellung gezwungen werden.

Anleitung:

Die Muskeln, die den Unterkiefer heben, sollen lernen, sich zu entspannen.

Bequem hinsetzen. Das geht am besten, wenn man sich auf einen Stuhl an den Tisch setzt. Nun einen Ellenbogen auf den Tisch setzen und das Kinn auf den Handrücken stützen.

Den Kopf etwas anheben und die Hand umklappen, so dass der Handrücken nach oben zeigt.

Der Handrücken legt sich unter das Kinn. Nicht mehr aufstützen - der Kopf schwebt fast über der Hand.

Der Mund nimmt jetzt die ‘M’-HALTUNG ein. Eigentlich sollte er nun entspannt und locker sein, der Unterkiefer hängen. Die Übung ist dazu da, dies zu prüfen oder zu erreichen.

Die Hand ruckt leicht nach oben und klopft gegen das Kinn.

War der Unterkiefer entspannt, macht es ‘klick’ und die Zähne tappen kurz aufeinander. Gleich danach sackt der Unterkiefer wieder hinab.

Hat es nicht geklappt, waren die Muskeln nicht locker. Dann geht das Üben los. Wieder gegen das Kinn stupsen und wieder. Bis es klappt. Nicht regelmäßig stupsen. Der Unterkiefer soll sozusagen überrascht werden.

Das Kinn nicht vorschieben! SCHUBLADE REIN!