MYONET 

Start

MYONET 

Inhalt

START 

MFT-Start

EINLEITUNG

zum Katalog

PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

028
  
Übung

SCHUBLADE REIN ÜBUNG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

zum Vergrössern Bild klicken

Diese Übung ist wirksam bei (Neigung zur) Provertiertheit der Mandibula. Sie wird bei stomatognathen Syndromerkrankungen und Dysfunktionen zur Haltungsänderung und Entlastung der Kiefergelenke und Pterygoidmuskeln eingesetzt.

Für orofaziale Belange bedeutet das Eingewöhnen der Haltung durch diese Übung ein Eutonisieren des unmittelbaren muskulären Umfeldes. Daher sollte der Paient vor Beginn der eigentlichen, störungsspezifischen Therapie in der Lage sein diese Haltung einzunehmen, respektive sollte die Übung in die Initialphase integriert werden. Besondere Indikation bei "Beknabbern" (siehe „Diskussion“). In cervicocranialer Hinsicht sollte sich ein dorsal-ventrales Gleichgewicht einstellen, was von besonderer Bedeutung für eine ungezwungene Passage von Nerv- und Blutbahnen bedeutet.

,SCHUBLADE-REIN’ ist Teil der GRUNDHALTUNG (siehe auch „Diskussion“).

Inhalt:

Die Übung bietet ein Training zur kontinuierlichen Selbstkontrolle und vermittelt das Gefühl einer eutonisierten, ausbalancierten Haltung für den Unterkiefer als Gewohnheitshaltung und Ausgangshaltung für MFT-Übungen im physiologischen Bereitschaftstonus. Sie dient dem  Patienten auch zur Reorientierung beim Bewusstwerden von Parafunktionen.

Habitualisierung in Kombination mit Mentalem Training vor dem Einschlafen (in Kombination mit ZAHNKLICK).

Material:

Nicht erforderlich.

Ablauf:

- Vorübung sollte in der Therapiesitzung die SITZHALTUNG sein. In schwierigen Fällen wird das Orientieren  mit der Übung ERBSE erfühlt und kontrolliert (siehe dort).

- Ausgangshaltung: ,SCHUBLADE -REIN'.                         

Step-by-step-Beschreibung:

-1 Der Patient nimmt die Abbissstellung ein, wobei die Schneidekanten der Frontzähne aufeinander stehen.

-2 Die flache Hand der Therapeut, später der Patient, legt sich so auf das Gesicht, dass der Handwurzelbereich auf der   Kinnspitze aufliegt (als wolle man den Kopf auf die Hand stützen).

-3 Während nun die Hand leicht drückt, gibt der Unterkiefer sofort nach und weicht gerade nach hinten aus bis zum ‚Ende’

-Timing: In der Sitzung: die retrale Haltung unter Zählen bis zwanzig beibehalten. Es folgt eine Entlastung,

  dann die Wiederholung, etwa 5 mal. Diese Anweisung ist anfänglich beim häuslichen Training zu übernehmen.

   Später soll die Haltung häufiger am Tag sowie vor dem Einschlafen kontrolliert und bewusst eingenommen werden.

   Die Übung soll im Therapiefortschritt von der Übung ,M'-HALTUNG (siehe dort) abgelöst werden.

Charakterisierung:

Stereognose, Habitualisieung, (Information), Orientierung, Myobalance, Ruhehaltung, Koordination, Statisch, Tonus (Manipulation in der Anfangsphase).

Beachtung:

In den erwähnten schwierigen Fällen protrusiver Unterkieferhaltung sollte die Fingerspitzenkontrolle – Fühlen des Gelenkköpfchens - in der Präaurikularregion (ERBSE) zumindest anfänglich vorgeschrieben werden. Bei Neigung zum Knirschen oder Pressen sollte die Einhaltung der Ruheschwebelage (ZAHNKLICK / Mentales Training) beachtet werden.

Diskussion:

,SCHUBLADE REIN' ist Bestandteil und Vorübung der bzw. für die RUHEHALTUNG und somit die GRUNDHALTUNG (siehe jeweils dort), also auch bei Mentalem Training vor dem Einschlafen einzunehmen (hier besonders bei Bruxismus und Ähnlichem sowie auch bei Schlaf-Apnoe, Schnarchen indiziert).Dies empfiehlt sich, da Hyperaktivität, Hypertonus, Dysfunktion und Spasmen sich nicht auf die von uns schematisch vorgegebenen Grenzen der muskulären Gebiete des Systems beschränken lassen. Daher sollte zunächst weiträumig die Grundhaltung muskulär, speziell das stomatognathe System und gezielt die Pterygoidmuskeln, ausbalanciert werden.

Besteht auf gnathologischem Gebiet der Verdacht, dass der Diskus des Kiefergelenks Voreiltendenz gegenüber dem Gelenkkopf hat, muss sichergestellt werden, dass die Adduktoren keinen Hypertonus aufweisen. Gemäss der Anatomie des Hängegelenkes müssen wir annehmen, dass ein fataler Synergismus von Adduktoren und Pterygoidmuskeln das Gelenkköpfchen als Rammbock benutzt und so den Diskus vor sich hertreibt oder quetscht.( Nicht selten findet die Gleitbewegung des Gelenkköpfchens in Relation zum Diskus asynchron inkoordiniert statt). In einem solchen Fall sollten als Simultanübungen die TAP-TAP-ÜBUNG und das manipulierte GELENKSTRECKEN eingesetzt werden.

Zur im Text erwähnten Indikation bei "Beknabbern“ gehören Störungen wie Lippen- oder Barthaarbeknabbern (Letzteres nur bei älteren männlichen Pat.), wobei der Patient den Unterkiefer vorschiebt, um Material mit den Inzisalkanten der Schneidezähne zu erfassen. Vielen Pat. ist allerdings nicht klar, dass bei physiologischer Unterkieferhaltung die Inzisalkanten der oberen Schneidezähne in der Okklusion (Zusammenbiss) etwa 2 mm überlappend vor denen der unteren Schneidezähne stehen. Diese Pat. "leiden unter einem Überbiss", wie sie es selbst beschreiben, und schieben daher in falscher Selbstkorrektur den Unterkiefer so häufig wie möglich vor, um ihr Aussehen zu verbessern. Dies tun auch gern Mediensüchtige(Ektovertierte) beim Sprechen (vor der Kamera). In solchen Fällen genügt meist die Instruktion als Therapiemassnahme.

Viele Habits in unserem Bereich zeigen Symptome, wie sie bei Erkrankungen ähnlicher Genese am Körper, vor allem an den Extremitäten und der Wirbelsäule mit dem Multiple-Movement-Syndrom beschrieben werden.

Anleitung:

Das Kinn soll nicht wie die Stossstange eines Autos vorgeschoben werden oder offenstehen wie eine vergessene Schrankschublade, an der man sich dann das Bein stösst

Man stellt sich vor, dass jemand einem von vorn mit der flachen Hand gegen das Gesicht drückt und die Schublade (das Kinn mit dem Unterkiefer) reinschiebt. Das kann man auch alleine:

Die Hand senkrecht flach auf das Gesicht legen und leicht gegen das Kinn drücken. Das Kinn leistet keinen Widerstand. Die Lippen sind dabei aufeinandergelegt wie beim ‘M’-Sagen. Nun den Unterkiefer wenig auf und ab bewegen, dabei nicht gegen die Hand drücken, sondern hinten bleiben.

Wenn das funktioniert, darf sich die Schublade (der Unterkiefer mit dem Kinn) mal vorschieben. Und gleich schiebt die Hand sie wieder zurück. Das Kinn wieder ein wenig auf und ab bewegen und dabei hinten bleiben.

Das kann man 10 mal wiederholen. Locker bleiben!