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ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

116
   
Übung

LIPPEN OFFEN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Diese Massnahme gehört zur Gruppe der AUFMERKER (siehe dort).

Beim LIPPEN OFFEN handelt es sich weniger um eine Übung als vielmehr um ein Schlagwort, das bestimmte Assoziationen im Patienten hervorrufen soll. Hier bedeutet es, dass speziell während der im Training folgenden Aktion, der Durchführung der Übung, der Mundspalt nicht zu schliessen ist.

Die Massnahme ist geeignet, um bewusst eine eingespielte Dysfunktion oder einen Fehlreflex im Zielgebiet Orbicularis, Zunge (Schluckreflex), auch Velum, Unterkiefer und Gelenke, zu unterbrechen. Der Ablauf des folgenden Reflexes wird dadurch nicht mehr ausschliesslich durch den Steuermechanismus des Unterbewusstseins geregelt und kann auf diesem Umweg einer bewussten Beeinflussung zugänglich gemacht und dem therapeutischen Zugriff erschlossen werden.

Inhalt:

Bewusstes Eingreifen in die intra- / extraorale Muskel-balance oder -koordination zur Erzielung eines einprägenden Übungseffektes.

Material:

Nicht erforderlich, Handspiegel angebracht.

Ablauf:

- Vorübungen: Spezielle Übungen sind nicht vorgesehen. Es sollte eine Instruktion des Patienten - einerseits über das zu  therapierende Fehlverhalten, andererseits über die angestrebte korrekte Funktion - mittels Handspiegel  und Demonstration erfolgen. (Die Übung selbst wird meist als Vorübung eingesetzt.)

- Ausgangshaltung: In den meisten Fällen ist es nützlich, eine  Bereitschaftshaltung wie die GRUND- oder RUHEHALTUNG einnehmen zu lassen, um ein Körpergefühl zu wecken.

Step-by-step-Beschreibung:

-1 Aus der Ausgangshaltung heraus werden die Lippen geöffnet wie zum ‘Cheese’-sagen. Diese Lippenstellung wird unter Handspiegelkontrolle beibehalten.

-2 Die in der Hauptübung vorgeschriebene Muskelaktion wird gestartet.

 - Timing:

 So lässt sich beispielsweise einerseits bei offenem Biss, bei Diastemabildung, Pro- oder Ektoversion und

   Fehllagerung der Zunge oder des Unterkiefers die unphysiologische Aktion erkennen bzw. auf Anweisung und durch Übungsabläufe gezielt beeinflussen und abstellen;  andererseits setzt der oben erwähnte Mechanismus einer Unterbrechung des habituellen Ablaufes ein; in der Folge  muss stattdessen der geforderte, korrekte Bewegungsablauf konzentriert und unter bewusster Steuerung entwickelt werden.  Hierbei dient der Handspiegel als visuelle Unterstützung.

Charakterisierung:

Stereognose, Motivation zur Selbstüberwachung, (Taktil-)Kinästhetik, Orientierung, Myobalance, Reflexkontrolle / Bereitschaftshaltung, Information

Beachtung:

Bei habituellem Mundoffenhalten oder insuffizientem Lippenschluss ist der Einsatz der Massnahme weniger empfehlenswert.

Diskussion:

Eine Reihe wichtiger Gesichtspunkte wurde bereits im obigen Text angesprochen. Weitere Anmerkungen  zum Thema finden sich im Kapitel AUFMERKER.

Wiederholt wird in den vorliegenden Texten vor unphysiologischen Massnahmen und Übungen gewarnt; die hier diskutierte Massnahme ist absichtlich unphysiologisch gestaltet, wird ausschliesslich zum Training benötigt und in den darauf folgenden Übungen ersetzt und abgebaut, um in die physiologische Aktion überführt zu werden. Es ist ratsam, dies dem Patienten von Anbeginn zu verdeutlichen.

(Anm.: Für die Beschreibung von  Übungen, die kein myofunktionelles Muskeltraining  beinhalten,  werden gemeinhin keine Anleitungen ausgeführt, nur in diesem besonderen Fall ist eine solche vorgegeben, da die aktive Mitarbeit des Patienten gefragt ist.)

Anleitung:

Die Lippen offen zu halten ist nicht schwer.

Schwerer ist es, bei geöffneten Lippen zu schlucken oder nur durch die Nase zu atmen.

Anfangs kann es sehr ungewohnt sein, das alles gleichzeitig zu beachten, weil die Lippen normalerweise beim Schlucken und Durch-die-Nase-atmen geschlossen sind.

Also: Gut auf das Schlucken oder Atmen konzentrieren und die Lippen bewusst geöffnet halten!

Üben soll man das öfter am Tag, so oft es einem einfällt oder so oft man dazu Zeit hat.

Wichtig ist aber auch, dass wir hiermit nur die Geschicklichkeit üben wollen. Normal ist so etwas ja nicht:

Darum werden wir später, wenn es zufriedenstellend klappt, die Übung auch wieder fortlassen müssen.