Start |
Inhalt |
MFT-Start |
zum Katalog |
MFT-EinführungI |
MFT |
Verzeichnis |
079 Übung |
STREICH UND TAP |
Sammlung myofunktioneller Übungen |
Einsatz: |
zum Vergrössern Bild klicken |
Diese Übung wird bei Störungen der Oberflächensensibilität der Zunge angewandt, um kontrolliert (Handspiegel) eine physiologische Sensibilität einzugewöhnen. (Bezüglich Stereognose siehe Absatz „Diskussion“). (Anatomie: IIB, Seite 19). |
|
Inhalt: |
|
Unter Eigenkontrolle (wenn notwendig) mit visueller Unterstützung (Handspiegel) in Selbstmanipulation durchgeführte mechanische Oberflächenreizung der Zunge zu deren Sensibilisierung und Auslösung lokaler muskulärer Reflexe. |
|
Material: |
|
Spatel, Wattestäbchen, weiche Zahnbürste (Vorder- und Hinterende werden eingesetzt), Plüschlappen. |
|
Ablauf: |
|
- Vorübung: In dem frühen Stadium der Anwendung sind generell Haltungsübungen angebracht. |
|
- Ausgangshaltung: Möglichst RUHEHALTUNG. |
Step-by-step-Beschreibung: -1 Der Mund öffnet sich weit, die Zunge zeigt sich und bleibt schmal. -2 STREICH: Das Instrument (Plüsch, Wattestäbchen, Bürste) wird möglichst weit hinten an der einen Seite dem Zungenrand aufgelegt langsam streichend nach rostral zur Zungenspitze bewegt. Die Bewegungen werden wiederholt und gezählt. -3 TAPP: Das Instrument (Spatel, Zahnbürstenstielende) wird nun von oben her (cranial) senkrecht auf die Mitte der Zungenoberfläche geklopft oder getupft, sanft aber deutlich. -4 Wechsel auf die andere Seite. Die Aktionen werden wiederholt und gezählt. |
- Timing: Generell rangiert diese Übung sehr früh im Gesamtplan, speziell entspricht ein Durchgang einer Sequenz, die mit einer unterschiedlichen Frequenz belegt ist: Die Aktion STREICH sollte fünfmal wiederholt werden, die Aktion TAPP zehnmal. Als Serie bietet sich eine Sequenzwiederholung von fünf an. |
Charakterisierung: |
Instruktion, Motivation, Sensibilisierung, lokale Reflexe, (siehe auch Kapitel: DIAGNOSTISCHE ÜBUNGEN respektive spezielle Übung im Buchteil Diagnostische Übungen). |
Beachtung: |
Gemeinhin liegt eher eine Hyposensibilität vor wie beim Zungenpressen oder –beissen (frontal oder lateral) respektive bei Hypermotilität. Asensibilitäten kommen meist arealig oder einseitig vor (neurale Läsionen). Bei Letzteren steht man vor der schwierigen Aufgabe der reizgetriggerten Restitution von Nervleitungen. Hier empfiehlt es sich nach diagnostischer Abgrenzung des asensiblen Areals von der Arealgrenze her mit der Reizsetzung zu beginnen – im Wechsel mit / ohne Handspiegelkontrolle durch den Patienten. In diesen Fällen empfiehlt sich besonders die Übung TIPPRATEN. |
Diskussion: |
Über das Kontrollieren der Massnahme durch den Patienten mittels Handspiegel während der Instruktion ergibt sich neben dem Lerneffekt die Fertigkeit, später die Übung in Eigenmanipulation durchführen zu können. In der Anfangsphase ist der Handspiegel für den Patienten eine sehr nützliche visuelle Hilfestellung bezüglich Koordination von Reizsetzung und -wahrnehmung. Diese gesetzten Reize sind relativ grob und unspezifisch und zeitigen auch eher regionale, reflektorische Muskelkontraktionen, die nicht feinmotorisch gesteuert sind und keinen stereognostischen Hintergrund erhalten. Sie stellen frühe Schritte zur Regeneration der Sensibilität dar. Die Manipulation wird generell vom Therapeuten durchgeführt, für etwa drei Sitzungen eingeplant und dann durch differenzierte Übungen ersetzt, wie sie unter SENSIBILITÄTSÜBUNGEN beschrieben sind. Hierher gehören dann auch verfeinerte Massnahmen der Stereognose, wie man sie mit der hier diskutierten Übung nur schwer wird erzeugen können. Bei resistenteren Störungen sollte eine Hilfsperson für das häusliche Üben eingewiesen werden. Ist mit einer ausreichenden Akzeptanz und Mitarbeit seitens des Patienten zu rechnen, so kann er die Aufgabe selbst übernehmen. Die beiden beschriebenen Massnahmen zur sensorischen Reizung werden in der Literatur auch jeweils als Einzelübungen beschrieben. So kann das Streichen auch variiert vorwärts oder rückwärts ablaufen. Das Tappen kann auf jeweils eines der drei Zungendrittel und sodann noch auf jeweils eine Zungenhälfte gezielt eingesetzt werden und in seiner Lokalisation abwechseln. Bei halbseitigen Ausfallerscheinungen „schleicht“ man sich mit dem Reiz langsam vom sensiblen Zungenteil aus in das defizitäre Feld ein, um die sensible Zone so zu erweitern. Als gezielte Massnahme finden wir es in der Übung NÄPFCHEN (lokale Reflexreaktion) TIPPRATEN (stereognostische Oberflächensensibilität). |
Anleitung: |
Die Zunge soll das Fühlen lernen. Und sie soll darauf reagieren. Sie reagiert auf Berührung einerseits mit dem Gefühl, das man spürt und andererseits mit automatischem Bewegen der Oberfläche. Es gibt zwei Arten der Berührung: Man kann an der Zungenseite mit etwas Haarigem wie einer Zahnbürste entlangstreichen (STREICH), und man kann mit einem Stiel - z.B. einem Zahnbürstenende - auf die Zungenoberfläche tappen (TAPP). Die Übung soll nun wie in der Trainingssitzung besprochen ausgeführt werden. Es gibt nämlich verschiedene Möglichkeiten. Am einfachsten ist es, die Bürste zunächst auf einer Seite am Zungenrand ganz hinten aufzusetzen und nach vorn zu ziehen. Das macht man fünfmal. Danach wird auf die andere Zungenseite gewechselt und wieder fünfmal gestrichen. Anschließend wird die Bürste umgedreht, und man tappt mit dem Stielende zehnmal senkrecht auf die Zungenoberfläche, genau in der Mitte oder auch abwechselnd von Seite zu Seite Alles wird dann so oft wiederholt wie besprochen. Wenn sich herausgestellt hat, dass eine bestimmte Stelle der Zunge mehr Aufmerksamkeit braucht, konzentriert man sich auf diese Stelle - aber dazu gibt es dann genaue Anweisungen in der Trainingssitzung. |