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ÜBUNGEN

Verzeichnis

099
   
Übung

MAULSPERREN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Die Übung ist nicht mit dem Begriff ‘Maulsperre’ zu verwechseln. Dieser bezeichnet einen Zustand, bei dem der Mund (Unterkiefer) sich nicht schliessen lässt, da die Kiefergelenke akzidentell in eine Position geraten sind, aus der ein Rückgleiten und somit der Kieferschluss nicht möglich ist (hierauf wird im Absatz „Diskussion“ im Kapitel ,TAP-TAP’-ÜBUNG eingegangen).

Die hier diskutierte Übung dient vielmehr dazu, dem Patienten bei zu geringer Mundöffnung des Unterkiefers im Gelenk bzw. in der Muskulatur - vornehmlich den Adduktoren - zu einer Mobilisierung des Kiefers zu verhelfen.

Inhalt:

Fremd- oder selbstmanipulierte Streck- (Mobilisations-) Übung zur Erzielung eines physiologischen Bewegungsrahmens.

Material:

Nicht erforderlich.

Ablauf:

Es sollte darauf geachtet werden, dass der Ablauf (wie nachfolgend dargestellt) in zwei Phasen unterteilt wird. Das Hauptgewicht sollte auf die erste (a) gelegt werden.

- Vorübung: Fakultativ. Die Übung ERBSE sollte erklärt werden.

- Ausgangshaltung: Der Patient sitzt günstigerweise mit an die Stuhllehne oder die Wand angelehntem Kopf und versucht, eine nichtangespannte Haltung einzunehmen (GRUNDHALTUNG).

Step-by-step-Beschreibung:

a

-1 Der Mund wird leicht geöffnet. Der Therapeut legt die Fingerbeere des Mittelfinger einer Hand auf die Inzisalkanten der unteren, die des Daumens auf die der oberen Schneidezähne. Die andere Hand legt sich mit den Kuppen von Zeige- und Mittelfinger (ERBSE) auf die Wange vor dem Tragus.

-2 Die Finger der ersten Hand spreizen nun die unteren von den oberen Schneidezähnen. Die Finger der anderen Hand achten darauf, dass die Bewegung im Gelenk möglichst rotierend ausgeführt wird: Das Vorgleiten des Gelenkköpfchens darf nicht spürbar werden.

-3 Die Stellung wird gehalten. Es wird versucht, den Abstand zwischen den Inzisalkanten nach und nach zu

  erweitern.

-4 In einer folgenden Pause mit beispielsweise der ,L-M’-HALTUNG schiebt der Daumen sanft die SCHUBLADE REIN, also den Unterkiefer durch Druck auf das Kinn nach retral.

b

  Ausgehend vom oben beschriebenen. Schritt 3 wird nun

-4 mit zusätzlichem Spreizdruck von Daumen und Mittelfinger eine weitere Mundöffnung durch Vorgleiten

   des Gelenkköpfchens zugelassen, kontrolliert durch die tastenden Finger der anderen Hand am Traguspunkt.

   Die Öffnungsweite sollte zwischen 4 und 5 Zentimeter betragen.

-5 Es folgt eine Pause, wie unter a 4 beschrieben.

 Der Patient kann unterwiesen werden, die gleiche Prozedur späterhin selbst durchzuführen.

- Timing: Die Länge einer Sequenz sollte sich nach der Bewegbarkeit und eventuell Schmerzhaftigkeit richten.

   Es ist angebracht, die Übung über mehrere Minuten auszudehnen und in Serie etwa fünfmal zu wiederholen. Bei Eigenmanipulation wird der Patient angewiesen, beim Halten der Maximalöffnung etwa bis fünfzig zu zählen.

Charakterisierung:

Strecken, Streckhilfe, Manipulation, Mobilität.

Beachtung:

Nach Traumatisierung sollte die Übung mit einfühlsamer Vorsicht so durchgeführt werden, dass nur ein leichtes Ziehen in Gelenken oder Muskulatur auftritt. Das Übungsziel ist nicht durch Kraft, sondern durch Ausdauer zu erreichen.

Diskussion:

Die Übung wird hauptsächlich bei Rekonvaleszenz nach Kiefergelenkerkrankungen, aber auch bei Verhärtungen oder Verkrampfungen in der Adduktorenmuskulatur angewandt. Um den Gelenkknorpel (discus articularis ) zu schonen, sollte darauf geachtet werden, dass der Patient beim Üben nicht die Adduktoren anspannt. Hier kann am besten die ,TAP-TAP’-ÜBUNG helfen.

Anleitung:

Der Mund soll sich weit genug öffnen können, um von einem Apfel abzubeissen. Das schafft er nicht allein.

Daumen und Mittelfinger sollen - wie eingeübt - dabei helfen.

Dazu stützt sich der Daumen gegen die Kanten der oberen Schneidezähne. Der Mittelfinger wird auf die unteren gelegt. Nun drückt jeder Finger gegen seine Schneidezähne, um sie langsam weiter voneinander wegzuschieben. Dabei drücken die Finger so stark, dass ein Ziehen in der Wangengegend spürbar wird.

Diese Stellung wird unter Zählen bis 50 oder so lange wie vereinbart gehalten. Dann den Mund zuklappen und mit dem Daumen oder auch mit der flachen Hand leicht gegen das Kinn drücken, wie bei der SCHUBLADE REIN ÜBUNG.

Nach einer kurzen Pause wieder von vorn beginnen. Man muss versuchen, jedesmal den Mund etwas weiter aufzubekommen. Wenn man es vorsichtig machen will, übt man zunächst nur mit der ERBSE-Kontrolle. Das bedeutete, dass vor dem Ohr nicht das Gelenk - die Erbse - fühlbar werden darf.

Wenn nicht anders vereinbart, fünfmal hintereinander üben.