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PHILOSOPHIE

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ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

106
   
Übung

HÖLZCHENHALTEN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Diese Übung kann vielfältig eingesetzt werden. Sie dient der Habitualisierung der RUHEHALTUNG, also dem Gewöhnen an die Bereitschaftshaltung im orofazialen und (teilweise) im stomatognathen System. Gleichzeitig enthält sie ein sedierendes Moment bei Hypertonus, -aktivität und -kinesie von Zunge, Lippen und Unterkiefer. (Hinweise auf entsprechende Kapitel im Teil Anatomie können hier nicht gegeben werden, da die angestrebte Haltung zumindest einen grossen Teil des besprochenen Gebietes einbezieht.)

Inhalt:

Eine spielerisch motivierende Halteübung, die in Eigenmanipulation und mittels Gerätschaft ein heterostereognostisches Feedback impliziert. HABITUALISIERUNGSÜBUNG, ausserhalb der Trainingssitzungen anzuwenden.

Material:

Kleines Spiesschen oder Speiler von etwa1mm Durchmesser und 5cm Länge aus Holz oder Plastik wie ein Zahnstocher.

Ablauf:

- Vorübung: RUHEHALTUNG oder ,L-M’-HALTUNG sollten eingeübt sein.

- Ausgangshaltung: RUHEHALTUNG oder ,L-M’.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Der Patient hält das Hölzchen sagittal so in der Mitte der Lippen, dass es etwa zwei Zentimeter weit in die Mundhöhle hineinragt.

-2 Der Aspekt einer Mundspaltschlussübung wird dadurch umgesetzt, dass nun die Lippen das Hölzchen mit minimaler Kraft halten.

-3 Jetzt wird zusätzlich darauf geachtet, dass die Schneidezähne das Hölzchen nicht berühren; so wird eine Adduktorenentspannung erzielt.

-4 Schliesslich wird einer Protrusionstendenz der Zunge begegnet, indem auch die Zungenspitze das Hölzchen nicht berühren darf. Der Aspekt einer PUNKT-Halteübung ergibt sich daraus, dass die Zungenspitze den PUNKT über die Spitze des Hölzchens hinweg halten soll. Hiermit wird gleichzeitig die Gaumenwärtsversion des restlichen Zungenkörpers unterstützt und einer fehlerhaften Unterkieferprotrusion vorgebeugt.

(ZUNGENBAUCHPRÜFUNG, KATZBUCKEL).

- Timing: Als Halteübung ist die Bemessung der Übungszeit nicht an Serien oder Sequenzen gebunden. Der Patient soll häufiger am Tag ein Hölzchen halten.

Charakterisierung:

Stato-dynamisch, Myobalance, Bereitschaftshaltung, Habitualisierung, Motivation, Eigenmanipulation, Feedback.

Beachtung:

Da diese Übung sehr umfassend angelegt ist, sollte zunächst das Einüben sehr präzise und gewissenhaft erfolgen; für das häusliche Eigentraining muss dem Patienten vermittelt werden, dass er wiederholt die Korrektheit der Ausführung überprüft.

Diskussion:

Das Holzstäbchen (möglichst von 1mm Durchmesser und 5cm Länge) ist für die Übung ein hervorragendes Hilfsmittel, um viele Konditionen für die RUHEHALTUNG im orofazialen System simultan unter Feedback-Sensorik zu kontrollieren. Man kann die Übung als Habitualisierungsmöglichkeit für die ,L-M’-HALTUNG einsetzen. Durch ihre Polyvalenz unterscheidet sie sich vom PLÄTTCHEN-HALTEN, das allein auf einen ungezwungenen Lippenschluss ausgerichtet ist. Wird auch das Hölzchen auf die vorgeschriebene Weise zwanglos gehalten, hat die Übung darüber hinaus einen sedierenden Charakter. Ein interessanter Aspekt ist für Beobachtende die Tatsache, dass das herausschauende Hölzchenende abwärts wippt, sobald die Zunge den PUNKT nicht mehr hält und absinkt ( wenn sie denn überhaupt den PUNKT zu halten sucht).                                                                                                                      Eine Art Variante stellt die Übung DIRIGENT dar (s.d.), die ein kinetisches Moment hinzufügt.
Die Ausführung mit zwei Hölzchen ist eine weitere Abwandlung. Sie werden jeweils im Mundwinkel und hinter den oberen Eckzähnen gehalten. Hierzu wird in der Literatur auch empfohlen, die Backenzähne aufeinanderzusetzen. Dadurch, dass die Zunge die Enden der Hölzchen nicht berühren darf, wird die Übung so zu einer HALTUNGSÜBUNG für den Zungenkörper (schmale Haltung, Gaumenwärtsversion).

Anleitung:

Es ist eigentlich ganz einfach, die vielen verschiedenen Dinge unter Kontrolle zu bekommen, die dazugehören, wenn man den Mund richtig halten soll. Dazu gibt es einen Zauberstab, der alles unter Kontrolle bringt - das kleine Hölzchen. Man kann dazu einfach einen Zahnstocher benutzen.

Er wird so mit den Lippen gehalten, dass er gerade aus dem Mund herausschaut. Er ragt auch einen Daumen breit nach innen. Gehalten wird er nur von den Lippen, die Zähne dürfen ihn nicht berühren, auch nicht die Zungenspitze. Sie muss darüber hinweglangen, um an ihren PUNKT zu kommen.

Damit der Zauber auch wirkt, muss man häufiger am Tag für längere Zeit das Hölzchen halten.