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PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

213
 
Allgemeines Kapitel

SCHLUCKVORGANG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

Keine Illustration

Allgemeine Überlegungen zum therapeutischen Zugriff als einer bewussten Beeinflussung des unbewusst gestört ablaufenden (Schluck-)Vorganges. (Anatomie: Areal III, Seite 24f.f.)

Inhalt:

Die in diesem Zusammenhang angesprochenen Übungen beinhalten die Korrektur des Reflexmusters über steuerungsrelevante Sensoren.

Material:

Übungsspezifisch.

Ablauf:

Übungsspezifisch, siehe unten.

Charakterisierung:

Sensomotorik, Feedback, funktionskinetischer Reflex.

Beachtung:

Zum Inhalt dieses Absatzes siehe die folgenden Ausführungen.

Diskussion:

Das Schlucken ist in der Abfolge der Detailschritte mit den entsprechenden Übungen im Katalog unter SCHLUCKREFLEX-ÜBUNGEN aufgeführt.

Ebenfalls gesondert beschrieben werden die aufeinander abgestimmten physiologischen Muskelaktionen der neuromotorisch koordinierten Reflexkette in ihrer Gesamtheit als SCHLUCKMECHANISMUS (siehe dort).

Unter dem Begriff SCHLUCKVORGANG wird hier speziell die Steuerung über die Trigger (Auslöser) und der therapeutische Zugriff, der bei ihnen ansetzt, diskutiert.

Das Schlucken ist wohl diejenige Aufgabe des orofacialen Systems, die physiologisch vorrangig, das heisst. für die Gesunderhaltung des Organismus am wichtigsten ist. Sie dominiert dadurch den Zustand des Systems und verursacht im Falle ihres Versagens die nachhaltigsten Folgen für die beteiligten Gewebe, aber auch besonders eklatant, für den Gesamtorganismus. (Im Grunde wird stets der Gesamtorganismus von einer sensomotorischen Störung in irgend einer Weise mit beeinflusst.)

Vornehmlich das Einsetzen, aber auch der Ablauf des Schluckreflexes sind im Biofeedback (biologischen Regelkreis) über Trigger sensorgesteuert. Sie befinden sich vornehmlich in der Schleimhaut von Zungenrücken und hartem Gaumen. Zusätzlich kann man wohl davon ausgehen, dass auch Rezeptoren in der Wangenschleimhaut, im Parodont der Zähne und in der Muskulatur selbst Signale zur Steuerung beitragen. Im weiteren Sinne ist das neuromuskuläre Geschehen vom Brustbein bis zur Schläfe involviert (Kloss im Hals).

Reflexablauf und somit auch Triggersensibilität gestatten eine gewisse Schwankungsbreite.

Diese Tatsache bringt uns auf den Begriff des physiologischen Rahmens, demzufolge Aktionen dann physiologisch ablaufen, wenn sie den durch die Erfüllung der Funktion gesteckten oberen (maximale Funktion) und unteren (minimale Funktion) Grenzbereich nicht überschreiten.

Extreme im Randbereich des Schluckreflexes  sind beispielsweise der eher flüchtig angedeutete Ablauf des Speichelschluckens im Gegensatz zum forcierten Ablauf beim Hinunterschlucken einer Tablette. In diesem Beispiel stehen die mehr und minder grosse Präzision und die Tonusstärke des Ablaufs einander gegenüber.

Vergleicht man das Schlucken der Tablette mit kontinuierlichem Trinken, so fällt die unterschiedlich intensive Abstützung vom Unter- gegen den Oberkiefer auf. Beim Tablettenschlucken erfolgt die Abstützung sowohl über den Zungenkörper als auch über das Zusammensetzen der Backenzähne mit hohem Tonus. Beim kontinuierlichen Trinken genügt die rhythmisch in der Intensität wechselnde Abstützung (Wippen) über den Zungenkörper - der Zahnreihenschluss wird nicht benötigt, er ist der Funktion sogar eher hinderlich.

Diese Variationsmöglichkeiten in der Biomechanik sind über (Feedback-) Regelkreise (trigger-) sensorgesteuert. Das bedeutet, dass über die unterschiedliche Reizung der Sensoren unterschiedliche Reaktionen ausgelöst wer-

den können, sie also über die Sensorreizung variabel sind. Das bedeutet auch, dass ein therapeutischer Zugriff bezüglich einer Änderung des Reflexablaufes über die gezielte Reizung der Sensoren möglich ist. Dies ist der Ansatz der MFT.

Als Beispiel für die Reagibilität des Systems: Jemand an meinem Tisch schiebt sich ein Stück leckeren Kuchens, genau meine Lieblingssorte, in dem Mund. Ich ertappe mich dabei, wie ich die Lippen zukneife und Schlucke. Das war die optische Triggerung des Schluckreflexes, zugegeben, eine Ausnahmesituation, aber sie zeigt bewusste und äussere Ansatzmöglichkeiten

Bei der Auswahl unserer Massnahmen stehen uns zwei Möglichkeiten zur Verfügung, mit denen wir gezielt und bewusst in den ansonsten vom Unterbewussten gesteuerten Ablauf einwirken können:

a) Die betonte Reizung des Triggers. Wie in der Übung KNÖPFCHENDRÜCKEN ist der Hauptauslöser und Initiator des Schluckreflexes das Ziel dieser therapeutischen Reizung bzw. Übung.

b) Das willentliche Ausschalten des Triggers. Ein Beispiel hierfür ist der AUFMERKER 'Lippen-offen'. Nach unserer Definition (s. dort) hat ein AUFMERKER den Sinn, die Aufmerksamkeit des Patienten verstärkt auf den ablaufenden (zu korrigierenden) neuromotorischen Vorgang zu lenken, ihn bewusst und dadurch in gewissem Grade willentlich beeinflussbar zu machen. Im vorliegenden Beispiel ('Lippen-offen') wird der Kontakt der Lippen gegeneinander und gegen die Frontzahnaussenflächen, wie er beim 'ZIP' zustandekommt, unterbunden. Um nun den Reflexablauf zu initiieren, muss willentlich ein Ersatztrigger betätigt werden. Der Vorgang ist somit in das Bewusstsein des Patienten gerückt und wird steuerbar - oder zumindest der bewussten Kontrolle unterworfen. Dieses Prinzip gilt nicht nur für den Schluckvorgang.

Unsere Aufgabe besteht nun primär darin, in der Diagnose herauszufinden, wo die Reflexkette von der Norm abweicht. Das gilt für den Schluckreflex wie generell für unser therapeutisches Vorgehen.

Anschliessend müssen wir bestimmen, was der Inhalt des gestörten neuromuskulären Reflexteilschrittes ist, was uns das Zielgebiet unseres therapeutischen Vorgehens aufzeigt.

Weiter muss das Zielgebiet bezüglich seiner neuromuskulären Fehlaktion definiert, das heisst, die Fehlaktion  mit der erwünschten physiologischen Aktion abgeglichen werden.

Das wird unsere Aufmerksamkeit auf präzise die sensomotorische Störung lenken, die es zu behandeln gilt.

Wir müssen dann „nur noch“ einen umfassenden Übungskatalog im Kopf haben,

die passenden Übungen aus ihm zusammensuchen,

zu einem Konzept zusammenfügen (Timing)

und, last not least, die nötige Compliance beim Patienten erzeugen.

= MFT (Myofunktionelle Therapie)

Anleitung:

Übungsspezifisch