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EINLEITUNG

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PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

133
Allgemeineses Kapitel

SCHLUCKREFLEX-ÜBUNGEN

(SCHLUCK RICHTIG)

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

keine Illustration

Dieses Kapitel hat nicht eine einzelne, spezielle myofunktionelle Übung zum Inhalt. Nachfolgend werden die Übungen zur Korrektur des Schluckreflexes zusammenfassend diskutiert. Der Einsatz der Schluckübungen erfolgt günstigerweise eher gegen Ende der mittleren Trainingsphase, nachdem einzelne Zielmuskeln und Detailschritte korrigiert wurden (s. Absatz „Diskussion“). Die Übungen können je nach Inhalt gezielt für entsprechende Teilprobleme und spezielle Störungen separat eingesetzt werden (siehe “ Liste der Übungen“ mit Kurzbeschreibung am Ende des Kapitels).
Bei komplexen Störungen mit verändertem Reflexablauf werden sie in festgelegter Abfolge in den Therapieplan aufgenommen. Bevor mit dem Funktionstraining ‘Schlucken’ begonnen werden kann, muss die Muskulatur von Zunge, Mundboden, Gaumensegel / Rachen, Lippen und Wangen bezüglich Sensibilität und Orientierung so wie Mobilität und Tonus in den physiologischen Rahmen gebracht werden.

Zur Anatomie werden keine Links gesetzt. Da der SCHLUCKVORGANG der lebenswichtigste (partialwillkürliche) neuromotorische Reflex auf unserem Gebiet im cervico-cranialen Bereich ist, nimmt es nicht Wunder, dass so gut wie alle Muskeln hier in das Geschehen eingebunden sind.

Inhalt:

Übungsspezifisch, siehe Liste unten.

Material:

Übungsspezifisch.

Ablauf:

- Vorübungen: Die Anordnung der Vorübungen richtet sich, wie oben erwähnt, nach Grad und Komplexität der  Störung. Massgeblich ist, dass die Muskulatur ihren physiologischen Rahmen auszufüllen in der Lage ist.   (Siehe hierzu auch ZUNGENSPITZEN-ORIENTIERUNG und ZUNGENÜBUNGEN.)

- Ausgangshaltung: Wird vornehmlich übungsspezifisch sein; generell wird die GRUNDHALTUNG gefordert.

- Step-by-step-Beschreibung:

  Auch in der Anordnung der SCHLUCKÜBUNGEN im Gesamtplan ist ein gewisses schrittweises Vorgehen  indiziert. Die Restitution verläuft hier ebenfalls vom anfänglich betonten Installieren zum abschliessend stärker gewichteten Habitualisieren, erst tagsüber, später auch nachts.

-1 Zusammenstellen der Reflexkette aus den erlernten und/oder unbewusst vorhandenen  (nicht beeinträchtigten) Detailschritten (siehe SCHLUCKMECHANISMUS).

-2 Eingewöhnen der Routine, der Wiederholbarkeit.

-3 Eingewöhnen der Häufigkeit und Frequenz.

-4 Betonte Habitualisierung.

- Timing: Die planmässigen Vorgaben sind im vorausgegangenen Text angesprochen.

Charakterisierung:

Gesamte Skala, vornehmlich Reflex, Funktionskinetik. Funktionskinetisches Reflextraining ist mit inkompetentem Gewebe nicht möglich. Bei physischen Mängeln muss an die Einrichtung eines Ersatzreflexes gedacht werden.

Beachtung:

Siehe jeweilige Übung, das Training sollte in der logischen Abfolge eines ablaufenden Schluckreflexes erfolgen; nicht alle Glieder der Reflexkette bedürfen zwangsläufig eines intensiven Trainings, eine subtile Diagnose sollte erkennen lassen, welche Glieder der Reflexkette schadhaft, welche funktionstüchtig sind (siehe DIAGNOSTISCHE ÜBUNGEN).

Diskussion:

Gelegentlich wird kritisiert, dass Schluckübungen zu früh eingesetzt werden. Man kann die Entscheidung hierüber wohl dem Therapeuten überlassen, denn es ist anzunehmen, dass der Patient auch ohne geeignete muskelfunktions-therapeutische Vorkenntnisse während der Therapie weiterhin schluckt. Schluckübungen erfordern in einem hohen Masse die Schulung der neuralen Seite der neuromotorischen Aktion - die motorische wurde in den Vorübungen berücksichtigt. Daraus ergibt sich, dass vermehrt mentale Komponenten eingesetzt werden, wie sie beschrieben sind unter:

(folgend Liste mit mentalen Komponenten)

AUFMERKER                                       

 Mittel zur mentalen, bewussten Beteiligung

ESELSBRÜCKEN                                 

Vorbereitende Übungen

FEEDBACK-ÜBUNGEN                      

Übungen mit gezielter Beteiligung der Sensorik

HABITUALISIERUNGSÜBUNGEN  

Übungen zur Eingewöhnung einer muskulären Aktion

LIPPEN-OFFEN                                    

Bewusste Schluckreflexkontrolle durch eine reflexuntypische Haltung

MANIPULATIONSÜBUNGEN           

Übungen mit in den neuromotorischen Ablauf manipulatorisch eingreifenden Massnahmen

MEMOS                                                  

Gedächtnisstützen, verbal, visuell

MENTALES TRAINING                      

Gedächtnis- Konzentrationsübungen

NACHTKARTE                                      

Tagebuch (Nacht-) mit Selbstbewertung

PLUSMINUS                                          

Tagebuch mit Selbstbewertung

REFLEXÜBUNGEN(allgemein)           

Koordinierter, unbewusster Ablauf funktionell gekoppelter Aktionen

SCHLUCKBILD                                     

Selbstgefertigtes Gemälde als Erinnerungshilfe

STUNDENPLAN          

Timing-Vorschrift für den häuslichen Trainingsablauf

Im Ermessen des Therapeuten liegt ebenfalls die Entscheidung darüber, in welcher Reihenfolge er das Schlucken verschiedener Nahrungsqualitäten in den Gesamttrainigsablauf einbaut. Häufig wird die Ansicht vertreten, das Schlucken krümeliger Nahrung sei an die erste Stelle zu setzen. Fest steht, dass vor Beginn des Trainings des verketteten Schluckreflexes alle Kettenglieder vollständig eingeübt sein sollen, also auch das Zerkleinern fester sowie das Ansammeln solcher oder breiförmiger Nahrung.
Wurde die Näpfchenbildung frühzeitig geübt, so ist allerdings nicht schlüssig, warum nicht mit dem FLÜSSIGSCHLUCKEN begonnen werden sollte - entspricht es doch der Entwicklung des Menschen -. Anschliessend würde zum BREISCHLUCKEN, danach zum KRÜMELSCHLUCKEN übergegangen.                        

L I S T E  D E R  Ü B U N G E N

für den Schluckreflex

(Tl-Refl = Teilreflexübung)

 

AUF-UND-ZU                                   

 (Tl-Refl) Aufeinandersetzen der Backenzähne 

BREISCHLUCKEN                          

Übung mit definierter Bolusqualität (breiig).

,1-2-3'-ÜBUNG  (mit Varianten)       

Aneinanderketten vorgeschriebener Detailschritte                        

ESS- UND TRINKÜBUNGEN         

Vorgeschriebenes Übungstiming zu den Mahlzeiten

FLÜSSIGSCHLUCKEN                  

Übung mit definierter Bolusqualität (flüssig).

GUMMIRINGÜBUNGEN                

Manipulierte Übungen mit Gummiring als Feedback-Kontrolle der korrekten Haltung.

KONTINUIERLICHSCHLUCKEN  

Training der Aneinanderreihung mehrerer Reflexdurchgänge.

KRÜMELSCHLUCKEN                 

 Übung mit definierter Bolusqualität, krümelig-fest.

LECKEN                                             

Kinetische Übung zur Gaumenwärtsorientierung der Zungenspitze

LOCKER SCHLUCKEN                  

Üben des Loskoppelns unbewusster, unphysiologischer Begleitaktionen

LUTSCHEN                                        

Animation und Üben des Speichelschluckens.

MÄUSELN                                         

(Tl-Refl) Vorübung zum Absaugen des Vestibulumvolumens.

NÄPFCHEN                                       

Bilden der näpfchenförmigen Eindellung

PIPELINE                                           

Üben der kontinuierlichen Wiederholung des Reflexablaufes

SCHLUCK RICHTIG                         

Patientengerechte Beschreibung des Schluckablaufes zur Instruktion

SCHNELLSCHLUCKEN                  

Üben der schnell aufeinanderfolgenden, kontinuierlichen Wiederholung des Reflexablaufes.

WASSERHALTEN                          

Wahrung der Näpfchenformation in der Punkthaltung

WASSERTRAGEN                          

Wahrung der Näpfchenformation bei Zungenbewegung

WORTÜBUNGEN                           

Training der Mundmotorik, Muskelkoordination (Sprache)

ZIP-ÜBUNG                                       

(Tl-Refl) Übung zum Absaugen des Vestibulumvolumens.

Nachfolgend sind die Übungen angeordnet in einer möglichen chronologischen Reihenfolge im Ablauf des Schlucktrainings aufgeführt. Die Anordnung ist nicht zwingend. Die Schematisierung stellt auch hier wieder eine Vereinfachung dar, die zu Unstimmigkeiten führt. Es ist besser, die Übungen nach ihrem Inhalt zu kennen und gemäss den Therapieanforderungen einzusetzen.

ÜBUNGEN ZUR CHRONOLOGIE DER REFLEXKETTE

LECKEN
AUF-UND-ZU
GUMMIRINGÜBUNGEN
SCHLUCK RICHTIG
,1-2-3’-ÜBUNG
MÄUSELN
ZIP-ÜBUNG
NÄPFCHEN
WASSERTRAGEN
WASSERHALTEN
FLÜSSIGSCHLUCKEN
BREISCHLUCKEN
KRÜMELSCHLUCKEN
ESS- UND TRINKÜBUNGEN
PIPELINE
KONTINUIERLICHSCHLUCKEN
SCHNELLSCHLUCKEN
LUTSCHEN
LOCKER SCHLUCKEN

Anleitung:

Natürlich hat das Schlucken bisher immer irgendwie funktioniert. Ohne Schlucken müsste man ja verhungern, und das war nicht der Fall. Aber:

Man kann so und so schlucken, und nur eine Art ist die richtige. Bei allen anderen Varianten wird es früher oder später Schwierigkeiten geben. Arbeitet die Zunge beim Schlucken nicht an genau der richtigen Stelle, so richtet sie auf die Dauer Schäden im Mund an.

Wenn sie zum Beispiel nach vorn geht und an die Zähne stösst oder sich dazwischen legt und dabei die Lippen berührt, verbiegt sie die Schneidezähne in ihrer Stellung. Sie können dann nicht mehr richtig abbeissen. Man muss stattdessen die Seitenzähne dazu benutzen. Und wie sehen verbogene Zähne aus? Das Lächeln wird nicht so sein, wie man es sich wünscht. Ausserdem kommt das Essen nicht auf die richtige Weise in den Magen. Luft wird verschluckt, und die Leute wundern sich über das Gerülpse, wenn sie wieder hinaus will. Ausserdem muss man meist zum Essen trinken, um hinunterzuspülen. Auch das ist nicht gut für den Magen und die Verdauung. Hinzu kommt, dass das Sprechen bei falschen Zungenbewegungen nicht normal funktioniert. Man kann das einerseits hören, aber die Leute fühlen es auch - im Gesicht! Die Zunge tunkt dann nämlich im Mund immer in den Speichel ein, und Tropfen spritzen heraus. Wer will schon einen Regenschirm aufspannen, wenn er mit jemandem spricht?

Also: Essen, Sprechen, Lächeln und Aussehen werden durch falsches Arbeiten der Zunge beeinträchtigt.

 

Das alles muss nicht sein, wenn das Schlucken so abläuft, wie wir es besprochen haben.

Die Nahrung muss zunächst gut gekaut werden. Wenn sie schluckfertig ist, wird ZIP gemacht. Die Lippen schliessen sich dabei, der Raum zwischen den Zähnen und den Lippen wird geleert und das Essen mit einem kurzen Ansaugen auf die Zungenspitze gebracht. Hier hat die Zunge schon ein kleines Näpfchen gebildet, in dem sich das Essen sammelt. Die Zunge hebt sich, zuerst mit der Spitze, an den PUNKT. Sie drückt das KNÖPFCHEN zum Auslösen des Schluckens. Die Lippen sind geschlossen, das Kinn hinten (die „Schublade drin“). Die Zähne werden aufeinandergesetzt, und mit dem bekannten Katzbuckel lässt die Zunge ihr gefülltes Näpfchen nach hinten wandern, wobei sie sich mit der Spitze vorn am PUNKT festhält.

Auf diese Weise kommt das Essen sicher in die Speiseröhre und den Magen.

Um die bestehenden Fehler auszubügeln, haben wir uns Muskelübungen ausgesucht. Mit ihrer Hilfe kann die Zunge trainieren, die richtige Kraft und Geschicklichkeit zu bekommen.