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PHILOSOPHIE

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ÜBERSICHT

MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

123
   
Übung

PLUSMINUS

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

keine Illustration

Es handelt sich hier weniger um eine Muskelübung als um eine Massnahme, die zusammenfassend auch im Kapitel KARTEN beschrieben ist. Ziel ist die Habitualisierung einer vorgegebenen Muskelaktion anhand vom Patienten selbst dokumentierter Eigenkontrolle. Zu diesem Zweck wird ein  vorgefertigter (oder nach Vorschrift selbst angefertigter ) formularartiger Zeitplan benutzt. Diese spezielle Ausführung dient dazu, die Einhaltung von Ruhe-, Bereitschafts- oder Ausgangshaltungen zu kontrollieren: Der Patient soll den im Augenblick der Kontrolle herrschenden Zustand dokumentieren. Die Übung/Ausführung ist nicht übungsspeziell, kann bei unterschiedlichen Anwendungen eingesetzt werden.

Inhalt:

Das Zeitschema gliedert sich durch seine Einteilung in Spalten und Zeilen für die Wochentage und die täglichen Kontrollzeiten in Kästchen. Der Name der Massnahme ergibt sich daraus, dass in diese Kästchen nach Selbstbewertung ein - farbiges- (+) bzw. (-) eingetragen wird.

Material:

Schema eines Zeitplanes auf stabilem Papier oder Karton .Das Grundschema ist im Kapitel KARTEN skizziert.

Ablauf:

- Vorübung: Die zu habitualisierende Haltung muss zuvor perfekt beherrscht werden.

-Ausgangshaltung: Ist in diesem Fall die jeweilige übungsspezifische Trainings- und Zielhaltung.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Die Karte wird mit den notwendigen eingehenden Informationen über die Durchführung und

   besonders über die Wichtigkeit der Massnahme und des korrekten Eintragens ausgehändigt.

-2 Die mehrtägige Zeitspanne des Eintragens zu bestimmten Tageszeiten (eine Woche). Da der Patient den Zustand exakt zum Zeitpunkt des Eintragens bewerten soll, ergeben sich verschiedene Möglichkeiten, an das Vorhaben pünktlich zu erinnern. Die einfachste besteht in der Beauftragung einer Hilfsperson (z.B. aus der Familie), den Patienten zu erinnern. Komplizierter ist die Methode, jeweils einen  Wecker zu stellen; ein Armbanduhrwecker oder das Handy leisten gute Dienste. Eine Möglichkeit für ältere Patienten besteht darin, den Kontrolltermin mit pünktlichen sonstigen Tagesgeschehen zu verbinden, wie etwa dem Frühstücksbeginn, der Mittagspause, dem Feierabendbeginn zum Eintrag (+) oder (-) für die Kontrolle des gerade herrschenden Zustandes.

-3 Auswertung zur nächsten anberaumten Sitzung durch den Therapeuten.

- Timing:  Die Zeiteinteilung ergibt sich aus dem Schema. Bei grösseren selbsterkannten Misserfolgen

   sollte in einer gemeinsamen Beratung mit dem Patienten entschieden werden, ob es sinnvoll ist, zum nächsten Termin erneut eine PLUSMINUS-KARTE einzusetzen oder ob zunächst weitere Übungsmassnahmen folgen sollten. Die Karte sollte nicht öfter als dreimal hintereinander angesetzt werden. Generell wird die Massnahme in der Habitualisierungsphase, also gegen Ende der Behandlung, durchgeführt.

Charakterisierung:

Habitualisierung, Selbstüberwachung, Motivation, Bereitschaftshaltung.

Beachtung:

Die Beurteilung ist Vertrauenssache (sie muss nicht perfekt sein, „wichtig ist der Weg“.)

Diskussion:

Aufzählung der Übungen, zu denen PLUSMINUS eingesetzt werden kann, wäre zu umfangreich, da, wie oben beschrieben, alle zu habitualisierenden Muskelaktionen in Betracht kommen: sowohl statische Muskelaktionen, Haltungen also wie PUNKTHALTUNG, SCHMALE ZUNGE, SCHUBLADE HEREIN, ,L-M’ oder Ähnliche, als auch kinetische, bei denen der Schluckreflex an vorderster Stelle steht.

Es bietet sich indes von der Sache her an, die hier beschriebene Methode mehr für die statischen Aktionen einzusetzen, da die Kontrolle eher nach dem Motto: Stopp, nicht bewegen, wie ist die Stellung gerade?  erfolgt.

Dieses Hilfsmittel wollen wir als ,STOPP’-ÜBUNG bezeichnen. Dazu müssen wir uns an Pfandspiele zum Kindergeburtstag erinnern. Reihum darf jeder einmal „Stopp!“ sagen. Alle Anwesenden  müssen dann in der Bewegung, die sie gerade ausführen innehalten wie erstarrt, oder , wie es im Englischen heisst, einfrieren. Das kann zu komischen Situationen führen, wenn jemand im Gehen auf einem Bein stehen bleibt oder beim Kauen mit dicken Backen dasitzt. Wer sich bewegt, muss ein Pfand abliefern. Wenn wir dieses Prozedere zuvor erklären, können wir uns und den Patienten dazu verhelfen, unbewusst herbeigeführte Zustände im System selbst zu erkennen, auch solche, die unsichtbar ablaufen, wie etwa die Zungenhaltung.

Kinetische Zustände sollten hingegen eher im Rückblick auf den vergangenen Zeitraum bewertet werden („Habe ich vor der Kontrolle richtig geschluckt, das Kinn nicht wiederholt vorgeschoben, die Zähne aneinander gerieben, durch die Nase geatmet“?)

Zur Frage der nächtlichen Habitualisierung siehe Kapitel NACHTKARTE und Variationsmöglichkeiten.

Anleitung:

Die Karte soll bis zur nächsten Sitzung ganz korrekt - und ehrlich! - ausgefüllt werden.

Sollte man sich seiner Sache nicht so sicher sein, wird besser ein (-) eintragen. Denn so lautet die Aufgabe:

Ein (+) für die richtige Haltung, ein (-) für „nicht ganz richtig“.

Die zu bewertende Haltung haben wir eigentlich lange genug geübt: Sie müsste bei etwas Anstrengung immer funktionieren, und das ist unser Ziel.

Es gibt ein lustiges Spiel, bei dem eine Gesellschaft um den Tisch sitzt. Ein Mitspieler ruft „stopp“, und alle müssen ihre Bewegungen einfrieren, bis der Ruf „weiter“ ertönt.

Dabei gibt es viel zu lachen, und wer sich bewegt, muss ein Pfand hergeben.

Das Pfand brauchen wir hier nicht, nur eine Person, die „stopp“ sagt. Dazu muss jemand aus der Familie den Plan an sich nehmen. Zu den vorgegebenen Zeiten taucht er auf und ruft „stopp“! Und dann wird kontrolliert, ob die Haltung stimmt: Es wird ein (+) oder (-) eingetragen.

Man kann das natürlich auch alleine machen. Dazu muss man sich dann einen Wecker stellen, vielleicht  so eine Uhr, die man zur Einhaltung der Parkzeit seines Autos benutzt, oder die Weckfunktion im Handy. Oder aber man nimmt sich bestimmte Situationen zum Anlass, wie etwa „rot“ an einer Ampel - wobei es allerdings schwierig wird, die Zeit und das Ergebnis zu vermerken. Man könnte auch Zettel verteilen, bei deren Anblick man die „stopp“-Haltung einnimmt.

In jedem Fall werden während der ganzen Woche korrekte Eintragungen vorgenommen. Und die kontrollieren wir bei der nächsten Sitzung zusammen.