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PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

ÜBERSICHT

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ÜBUNGEN

Verzeichnis

105
   
Übung

HINTEN-MITTE-VORNE

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Die Übung wird bei Zungenfehlhaltung, Mobilitätseinschränkung und Schluckproblemen eingesetzt. Sie soll die Gaumenwärtsversion des gesamten Zungenkörpers - mit Betonung der retralen Zungenmuskulatur - bewirken. (Siehe Anatomie: Areal II/B, Seite 19).

Inhalt:

Die taktilkinästhetisch gesteuerte Übung verlangt das gezielte Üben von Muskelaktionen, die der funktionellen Bewegung gegenläufig sind  und verlangt somit auch eine erhöhte Aufmerksamkeit bei der Koordination.

Material:

Nicht erforderlich.

Ablauf:

- Vorübung: Die gezielt auf die Gaumenwärtsversion der einzelnen Zungendrittel gerichteten Übungen sollten abgeschlossen sein (siehe hierzu auch ZUNGENÜBUNGEN, allgemein). Weiterhin

  ist es ratsam, vorab Übungen für das hintere Zungendrittel ausführen zu lassen, um taktilästhetisch den Kontakt zwischen retraler Zungenoberfläche und Gaumen zu verstärken (beispielsweise WORTÜBUNGEN mit ‘G’ und ‘K’, FLAKEQUETSCHE, ,K-K-K’-ÜBUNG).

- Ausgangshaltung: Bei weit geöffnetem Mund wird - zunächst unter Handspiegelkontrolle, später nur nach

  Gefühl - der retrale Kontakt des hinteren Zungendrittels zum Gaumen gesucht.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Langsam und kontinuierlich nach vorn fortschreitend legt sich die Zungenoberfläche an den Gaumen an, so, wie der bekannte ‚rote Teppich ausgerollt wird’.

-2 Die Zunge verweilt einen Augenblick in der Endstellung und sinkt dann auf den Mundboden.

-3 Wie 1 und fortlaufend.

- Timing: Ein Ablauf stellt eine Sequenz dar. Die Zeit sollte reichlich bemessen sein, etwa drei bis fünf

  Sekunden pro Sequenz. Mindestens zehn Sequenzen sollten zu einer Serie gekoppelt werden.

  Als WECHSELÜBUNG eignet sich beispielsweise die HALTE-UND-ZIEH-ÜBUNG.

Charakterisierung:

Taktilkinästhetik, Mobilität, Orientierung, Koordination, Organstereognose, Tonusstärkung.

Beachtung:

Bei dieser Übung ist, wie bei allen komplexeren Übungen, die mit hoher Präzision  verschiedene Muskelareale einbeziehen verstärkte Aufmerksamkeit von Praktikant und Trainer geboten, um Fehler durch Ungenauigkeit und somit einen nachteiligen Effekt im Training zu vermeiden.

Diskussion:

Zur Steigerung der Übungsintensität kann man im Wechsel ein ‘Vorn-Mitte-Hinten’ einschalten, also den Ablauf in der anderen Richtung.

Neben der hauptsächlich geforderten Mobilität der Motorik und der die Aktion steuernden Oberflächensensibilität, die ein sicheres Orientierungsgefühl entstehen lässt, spricht die Übung durch die Ablaufinversion verstärkt die Konzentration auf das bewusste Bewegen der einzelnen Muskelareale und deren kontinuierliche Kopplung an. Dadurch wird das Organbewusstsein des Patienten für seine Zunge wesentlich gefördert.

Die DREIRINGÜBUNG ist im Vergleich eine statische (statomotorische) Übung mit manipulierter, heterostereognostischer Feedback-Hilfe; sie eignet sich daher mehr zur Sedierung bei Hypermotilität und Hypertonus. Ein weiterer Vorteil der hier diskutierten Übung liegt in der guten visuellen Kontrollierbarkeit des Gaumenkontaktes - beginnt man mit der Zungenspitze, wird schon in der ersten Bewegungsphase der Einblick versperrt.

Als Steigerung der Übungsanforderung können bei leicht rückwärts geneigtem Kopf einige Tropfen Wasser auf den retralen Zungenanteil gegeben werden, während der Patient die ,K’-Stellung hält und durch die Nase weiteratmet. Hierbei wird die Übung zur Luftstromlenkung und zum Rachenmuskeltraining. Weiterhin bewirkt das Hantieren mit einer Pipette zum Wasser Aufträufeln eine zusätzliche Motivation. Das Gefühl der Flüssigkeit verstärkt zudem die Anstrengung, die Zunge aufwärtszuhalten, um sich nicht zu verschlucken. Durch das Bestreben, das Wasser nach rostral zu drücken, wird ein zusätzlicher Feedback-Reiz (funktionell heterostereognostische Sensomotorik) gegeben, die Aktion kontinuierlich ablaufen zu lassen. Allerdings erfordert der so modifizierte Ablauf ein sehr hohes Mass an Konzentration und ist nur den wahren ‘Schluckmeistern’ vorbehalten

Anleitung:

Die Zunge hat lange geübt, dass sie sich auf ihren Lieblingsplatz, den PUNKT, setzen und mit dem Rücken an ihre Lehne, den Gaumen, anlehnen soll. Jetzt wird sie folgenden Trick lernen:
Sie lehnt sich mit dem Rücken zuerst ganz hinten oben an das letzte Ende ihrer Lehne. Sieht man in den Mund, kann man das deutlich erkennen. Sie hängt an der Stelle am Gaumen, wo auch das ‘K’ gesprochen wird.
Nun wird es schwieriger.
Die Zunge ist jetzt der rote Teppich, der ausgerollt werden soll, um einen Prominenten zu begrüssen. Oder vielleicht soll etwas besonders begrüssenswert Leckeres am Ende der Übung den Mund besuchen? Jedenfalls rollt sich die Zunge nun von dort hinten, wo sie den Gaumen bereits berührt, ganz langsam immer weiter nach vorn an den Gaumen, bis sie am PUNKT angekommen ist, das lässt sich sehr genau fühlen. Für einen Augenblick bleibt der Teppich liegen, dann lassen wir ihn herabsinken.
Und jetzt wiederholen: Hinten gegen den Gaumen lehnen und langsam nach vorn abrollen.
10mal wiederholen, oder so oft wie besprochen.