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ÜBUNGEN

Verzeichnis

111
   
Übung

JIG-ÜBUNG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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(Gemeint ist hier der hölzerne Zungenspatel; „Jig“ ist ausgeliehen von Marvin Hanson.) Diese Übung entstammt der Kieferorthopädie. Dort wird sie als eine erste, vortherapeutische Massnahme angewendet, wenn die Gefahr besteht, dass die Schneidezähne - vornehmlich im Dezidualgebiss - in einer prognathen Verzahnung durchbrechen, das heisst, wenn die Schneidekanten der unteren vor denen der oberen Zähne zu stehen kommen.

Weiterhin wird die Methode gegen Protrusionsneigung des Unterkiefers eingesetzt und kann auch bei Zungen- oder Mandibula-proversion hilfreich sein. (Anatomie: VII/2, 3, 4, Seite 31)

Inhalt:

Die Übung manipuliert stark, ohne die Muskulatur funktionell zu beteiligen. Streckender Einfluss auf die Collum-, Discus- oder Mandibulaprotractoren.  Halteübung mit spielerischem Charakter.

Material:

Der Jig (engl.) ist hier ein Spatel aus Holz oder Kunststoff, auch Zungenspatel oder Eislöffel (Eisstiel). Er ist etwa 12 Zentimeter lang, eineinhalb Zentimeter breit und einen Millimeter dick.

Ablauf:

- Vorübung: Nicht zwingend. Da diese Übung eine erste Hilfe für die SCHUBLADE-REIN'-ÜBUNG

  des Unterkiefers, für die PUNKTHALTUNG der Zungenspitze und folgend für die ,L-M'-HALTUNG  und RUHEHALTUNG im stomatognathen / orofazialen System darstellt, stellt sie selbst eine Vorübung dar.

  Angebracht ist es, den Patienten schon von Anbeginn auf die erwähnten späteren Ziele vorzubereiten

- Ausgangshaltung: Nicht zwingend. Es ist jedoch angebracht, den Patienten mit einer koordinierten Körperhaltung wie der SITZHALTUNG an ein balanciertes Muskelgefühl im gesamten Körper zu gewöhnen.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Der Patient setzt sich aufrecht Haltung (SITZHALTUNG) und nimmt den Jig zwischen die Lippen. Das Ende soll so weit in die Mundhöhle ragen, dass es den PUNKT berührt, wenn nun in Schritt                                                            

 -2 die Zungenspitze von unten gegen das Spatelende drückt. Hierbei wird die Zungenspitze gaumenwärts

   und an den PUNKT geführt/orientiert.

 Wird jetzt der Unterkiefer vorgeschoben, so kippt der Spatel über die oberen Inzisalkanten und drückt die Zungenspitze abwärts. Sie leistet Widerstand und mahnt so, den Unterkiefer retral zu halten. Die oberen Schneidezähne werden massgeblich gegen ein Vorwärtsdrücken von der Oberlippe unterstützt und gehalten, die versuchen muss, das Hauptgewicht des Druckes abzufangen. Die Unterlippe wird gegen die untere Front gedrückt und wirkt so der festgestellten Vorkippung entgegen  (hierzu siehe Anmerkung in Absatz „Diskussion“).

- Timing: Nach einer präzisen Instruktion über die Aufgabe der Lippen, die Haltung bezüglich der Zahnbögen und die Aufgabe der Zungenspitze wird sporadisch die Korrektheit der Anwendung kontrolliert.

  Das eigentliche Üben findet im Tagesablauf statt. Der Patient soll den Jig so oft wie möglich tragen. Es können Zeitpläne aufgestellt oder Anhaltspunkte gegeben werden, wie ‘beim Schularbeiten

 machen’, ‘beim Fernsehen’, ‘beim Spielen’.

 

Charakterisierung:

Manipulation, Statomotorik, Orientierung, Feedback, Tonussteigerung in der Zungenhebe- und Perioralmuskulatur, Muskelstretching in den Mandibulaprotractoren.

Motivation zur Selbstkontrolle.

Beachtung:

Wie bereits erwähnt, sollte die Übung nicht eingesetzt werden, wenn die Zahnstellung bereits gegensinnig verändert ist, dass heisst, wenn Kippungen oben nach vorn bzw. unten nach retral bestehen, oder wenn

eine vergrösserte sagittale Stufe vorhanden ist.

Diskussion:

Bei einer gegenläufigen Tendenz in der Zahnstellung - obere Front vorkippend oder untere retralkippend -                          ist die Übung ungeeignet.

Sie wird empfohlen bei Adduktorhyperaktivität und kann als (Anti-)MOTILITÄTSÜBUNG zur Einschränkung  von Hyperkinesien von Lippen, Kiefer und Zunge angewandt werden. Bei asymmetrischer Kipptendenz in der Unterkieferfront wird der Jig entsprechend seitlich angesetzt, ist jedoch nicht speziell als UNILATERAL-ÜBUNG geführt.

Anleitung:

Was ein Jig ist? Ein Stiel vom Eis am Stiel, oder etwas Ähnliches. Was man damit machen soll? Also: So ein Ding ist sehr nützlich gegen viele schlechte Angewohnheiten im Mund. Deswegen haben wir uns die Übung auch ausgesucht. Und das macht man damit. Man hält das Ding mit den Lippen so fest, das das eine Ende in den Mund ragt und gerade den PUNKT berührt. Da drückt es die Zungenspitze sanft gegen. An die Zähne soll das Hölzchen beinahe gar nicht stossen, weil die Lippen es festhalten, aber so ein bisschen gegenkommen tut es schon ab und zu. Und immer, wenn man gerade mit dem Mund nichts zu tun hat, nimmt man den Jig zwischen die Lippen, damit er die Fehler korrigieren kann.
Übrigens, später muss das ohne Jig gehen, aber das besprechen wir noch genau.