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MFT

ÜBUNGEN

Verzeichnis

244
   
Allgemeines Kapitel

MOTIVATIONSÜBUNGEN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

Keine Illustration

Bei diesem Kapitel handelt es sich um die generelle Beschreibung einer Gesamtgruppe von Übungen und die Details, die die hier beschriebene als Gemeinsamkeit haben. 

Diese Art Übungen wird eingesetzt, um Patienten in der Therapieakzeptanz zu bestärken.

Sie bestehen meist vorrangig aus einer physischen, motivatorischen Komponente und oft zudem noch einer neuromotorischen Komponente, die eine zu praktizierende Muskelaktion zum Inhalt hat. Meist dominiert eine der Komponenten, so dass zur genaueren Definition zwei Untergruppen zu unterscheiden sind.

Bei den Übungen mit dominierender Muskelaktion dient die Motivation dazu, ein Wohlgefühl bei korrekter Durchführung zu vermitteln beziehungsweise ein gegenteiliges, wie zum Beispiel bei der Übung ZAHNKLICK. Hier wird suggeriert, dass das Auftreten des entsprechenden Gefühls und somit der Dysfunktion mit etwas Widerwärtigem verbunden wird (ähnlich auch die Übung SALZBRÜHEHALTEN).

Die Gruppe, in der die motivatorische Komponente dominiert, dient nicht wie oben dazu, zum Praktizieren einer einzelnen Übung anzuhalten, sondern generell der Therapie zu folgen. Hier sei an das Motivationskonzept erinnert; siehe auch Veröffentlichung:

Thiele,E.: Planung eines Motivationskonzeptes zur funktionell-therapeutischen Behandlung,

Der Zahnarzt, 30, s.290-292, 356-360, 416, 1986

Thiele,E.: Vom Zungenkämpfer zum Schluckmeister, Trainingsprogramm der Mundmuskelfunktion für Kinder und Jugendliche, Germering, 1988.

Kurz zusammengefasst sollen solche Massnahmen erreichen, dass ein bestehender Fehler vom Patienten generell zur Kenntnis genommen und der Wunsch geweckt wird, diesen Fehler abzustellen (Startmotivation), dass eine aktive Mitarbeit während des Therapieverlaufes erhalten bleibt (Kontinuitätsmotivation) und dass später in Eigenverantwortung die erlernten Fähigkeiten bewahrt werden (Folgemotivation).

Nicht jede Übung mit motivatorischer Komponente sollte speziell zu den MOTIVATIONSÜBUNGEN gezählt werden - es ist für alle MFT-Übungen nützlich und wertvoll, eine solche Komponente zu besitzen.

Einige Massnahmen hingegen - wie SCHLUCKBILD oder URKUNDE - sind hier folgend unter den Übungen aufgeführt, obwohl sie keine muskulären Aktionen vorweisen können. Sie sind rein motivationsorientiert, darum jedoch nicht weniger wichtig oder effizient.

Eine besondere Stellung nehmen unter diesen Aspekten auch die SPIELÜBUNGEN ein. Gerade im Therapieablauf  bei Patienten im kindlichen Alter haben sie grosse Bedeutung im Sinne der Therapieakzeptanz. So ist hier weniger der funktionstherapeutische Gehalt gefragt als vielmehr eine Auflockerung des sonst möglichst strengen Reglements der MFT. Auch unter dieser Klasse der Übungen finden sich alle Variationen. Einige Übungen betonen das spielerische Erfahren des eigenen Körpers, einige die Zusammenarbeit mit dem Therapeuten, andere das Sensibilisieren und Orientieren und einige die Durchführung einer gewünschten Muskelaktion im Spielen. Letztere haben naturgemäss  den grössten funktionstherapeutischen Wert. Generell kann man auch hier sagen, dass eine spielerische Komponente einer jeden Übung zur besseren Akzeptanz verhilft.

Einige Übungen aus dieser Kategorie sind nicht in einem eigenen Kapitel im Katalog aufgeführt und werden daher hier am Ende dieses Kapitels kurz besprochen.

Inhalt:

Die Übungen beinhalten Abläufe, Massnahmen oder Zustände, die einen positiven sensorischen Effekt auslösen. Dies trifft selbst für die Übung ZAHNKLICK mit der negativen Belegung zu: Hier wird als positiv empfunden, wenn das Gefühl, der Reiz, nicht zustande kommt.

Material:

Die angewendeten Hilfen sind übungsspezifisch. Es sind Dinge, die das Positive bestärken oder das Negative zu meiden trachten, wie beispielsweise:

LECKEN                                                                                                 -Geschmacksstoffe (positiv belegt).                 

SALZBRÜHEHALTEN                                                                        -Geschmacksstoffe (negativ belegt).

HALMBLASEN, FLÖCKCHENPUSTEN, NASENBLASÜBUNG  -Spiel-Gegenstände und – Assoziationen.              

TAUZIEHEN                                                                                          -Wettkampfmöglichkeiten.                                  

URKUNDE, SCHLUCKBILD (aber auch Erfolgsdokumentationen aus den Behandlungs- unterlagen wie vergleichende Messungen, Fotos, Videos, Kiefermodelle und Handspiegelkontrollen.)                                                                        -Erfolgsdokumentationen.                                   

MEMOS (Piktogramme, Schlagworte, Zeitpläne.)                             -Erinnerungs-. und Kontrollgegenstände.

Ablauf:

Übungsspezifisch. Der Motivationsgehalt einer Übung ist untrennbar mit ihr verbunden. Es ist empfehlenswert, diesen Aspekt bei Einführung der Übung besonders herauszuarbeiten, so dass er für den Patienten gleichbedeutend mit der Übung ist.

Charakterisierung:

Motivation

Beachtung:

Im obigen Text wurde bereits darauf hingewiesen, dass MOTIVATIONSÜBUNGEN auf die ‚psychischen Rahmenbedingungen’ zum MFT-Training abzielen, dementsprechend ist ihr Einsatz auch flankierend zum sensomotorischen Üben und bedarf grosser Gewissenhaftigkeit im mentalen Bereich, um die Übungen erfolgreich zu unterstützen (siehe auch nachfolgende Diskussion).

Diskussion:

Die motivatorischen Effekte wirken auf verschiedenen Ebenen.

In der erwähnten Übung LECKEN wird durch den Geschmacksstoff das Unterbewusstsein angesprochen.

Dieser Effekt lässt sich beispielsweise auch bei Halteübungen erzielen, indem den Patienten beim Einüben vermittelt wird, dass die eingenommene Haltung ausbalanciert und unverkrampft, also angenehm leicht umzusetzen ist.

Auf dieser Ebene liegt auch das Motivationsziel, in dem Patienten die gewünschte Muskelaktion zur Gewohnheit werden zu lassen. Das Ausüben von Gewohnheiten bewirkt ein angenehmes Gefühl. Die angestrebte Muskelaktion gelangt auf diese Weise unterbewusst in den günstigen Einfluss eines Regelkreises (Feedback).

Übungen wie die ZUNGENSTORY sprechen den Intellekt an. Der Patient muss rückschliessen, dass durch erfolgreiches Üben die persönliche Wirkung auf das Umfeld verbessert wird.

Bei den mentalen MOTIVATIONSÜBUNGEN wie der NACHTKARTE wird dann gar verlangt, das Unterbewusstsein gezielt zu beeinflussen und zu kontrollieren. Der Motivationseffekt ist auf die mentalen Fähigkeiten des Patienten gerichtet. Er sollte daher zwar wohl auf die individuellen Fähigkeiten abgestimmt sein, dabei soll aber nicht zu vernachlässigt werden, dass rückkoppelnd diese Fähigkeiten zu wecken, zu schulen und auszubauen sind. Ein Beispiel dafür ist die Präsentation des Therapiefortschrittes. Der Patient sieht, dass der Trainingsfleiss Erscheinungsbild und persönliche Wirkung, also die eigene Persönlichkeit positiv zu beeinflussen vermag.

In der praktischen Anwendung ergibt sich daraus folgendes Vorgehen:

Eine bestimmte Übung aus den eingangs durchgeführten DIAGNOSTISCHEN ÜBUNGEN hat sich für den aktuell vorliegenden Fehler als charakteristisch erwiesen. Diese wird zur Startmotivation herangezogen, indem der Patient visuell (Handspiegel, Video, Foto) mit der speziellen Inkompetenz konfrontiert wird. Demgegenüber wird die korrekte Alternativaktion demonstriert.

Zur Kontinuitätsmotivation können dann die dokumentierten Fortschritte herangezogen werden. Hier würde dann auch der Rückkopplungseffekt eintreten, dass der Patient den erreichten Zustand als positiv empfindet und mit Wohlbefinden koppelt. Er strebt danach, dies zu erzeugen und beizubehalten.