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PHILOSOPHIE

MFT-EinführungI

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ÜBUNGEN

Verzeichnis

114
   
Übung

LIPENLECKEN

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Diese Übung wird zur Verbesserung der Motilität des vorderen Zungenanteils, besonders bei Zungentieflage oder verkürztem Zungenband eingesetzt. Sie kann auch zur Tonussteigerung verwandt werden. (Anatomie: Areal II, Seite 18)

Inhalt:

Die Übung stellt einen gezielten, überwachten, koordiniert feinmotorischen, kreisenden Bewegungsablauf dar.

Material:

Handspiegel zum Überwachen der Aktion.

Ablauf:

- Vorübung: Wenn ein Strecken des Zungenbandes beabsichtigt wird, kann zuvor die Übung ZUNGE STRECKEN angesetzt werden.                                                                                                                                                                                                                  

- Ausgangshaltung: Es wird die ,L’-HALTUNG eingenommen und der Mund geöffnet. Im Grad der Öffnungsweite liegt eine Möglichkeit zur Steigerung der Übungsanforderung. Die folgende Bewegung wird,  zumindest anfänglich, im Handspiegel kontrolliert. Sie soll gleichmässig-fliessend erfolgen.

Step-by-step-Beschreibung:

1 Die Zungenspitze tastet sich zur Lippenrotgrenze in der Mitte unter der Nase (Filtrumende).

-2 Sie verfolgt nun die tastbare Kante einmal ganz im Kreis herum bis zum Ausgangspunkt zurück.

-3 Der Bewegungsablauf wird sodann in entgegengesetzter Kreisrichtung ausgeführt.

- Timing: Eine Kreisbewegung sollte etwa zwei Sekunden beanspruchen und mehrmals wiederholt werden. Daraus kann man eine frequenzgetaktete Sequenz mit etwa zehn Wiederholungen bilden. Es können mehrere Sequenzen zu einer Serie hintereinandergeschaltet werden.

   Als unterstützende und die Übungsanspannung senkende WECHSELÜBUNG ist die SCHLABBERZUNGE einzusetzen. Eine nützliche WECHSELÜBUNG in der Zielrichtung Zungenbandstrecken ist die im Gegensatz statische SAUG-UND-ZIEH-ÜBUNG oder die HALTE-UND-ZIEH-ÜBUNG.

Charakterisierung:

Motilität, Mobilität, Orientierung, Organstereognose, Taktilkinästhetik, Motivation durch Selbstüberwachung, Strecken (Unilateralübung).

Beachtung:

Bei einer Tendenz zur Zungenpro- oder Ektoversion sowie bei habituellem Lippenlecken ist die Übung kontraindiziert. In einem solchen Fall sollte die Übung WANGENBEULE der bevorzugt werden. In der Patientenanleitung wird das „Ausnahmsweise“ betont; gemeinhin wollen wir unsere Patienten dazu bewegen, die Zungenspitze nicht über die „magische Grenze“ der Inzisalkanten noch rostral vor zu bewegen, siehe hierzu auch GELÄNDER.

Diskussion:

Bei neuromotorischen Ausfallerscheinungen sind Übungen wie das hier diskutierte LIPPENLECKEN oder auch die vergleichbare WANGENBEULE besonders geeignet. Sie können bei einseitigen Ausfällen auch als UNILATERALÜBUNGEN angesetzt werden (s.d.).

Vergleicht man den neuromotorischen Trainingseffekt der Zungenbeweglichkeitsübungen LIPPENLECKEN, WANGENBEULE und SCHLABBERZUNGE miteinander, so stellt man folgende Unterscheidungsmerkmale fest:

Bei der SCHLABBERZUNGE Übung wird ein hohes Mass  an Motilität gefordert, die Aktion ist jedoch unkoordiniert und wird mit geringem Tonus ausgeführt. Daher eignet sie sich auch besonders als Lockerungsmassnahme zwischen anstrengenden Übungen.

Die hier diskutierte Übung LIPPENLECKEN hat gegenüber der WANGENBEULE den Vorteil, in der Aktion visuell kontrollierbar zu sein und einen Streckeffekt auf das Zungenband auszuüben.

Die WANGENBEULE ist, da sie im Mundinneren ausgeführt wird, physiologischer, was sie allerdings weniger optisch kontrollierbar macht. Durch sie kann gleichzeitig eine Erhöhung des Wangenmuskeltonus erzielt werden. Im Gegensatz zu den anderen wird sie  rein statische ausgeführt.

Als ähnlich, jedoch  physiologischer und auch funktioneller ist die Übung ZÄHNEWISCHEN zu bewerten. Sie imitiert einen Vorgang der physiologischen Mundreinigung und hat einen kinästhetischen Effekt.

Es ist daher angebracht, hinsichtlich des Trainingsziels sorgfältig unter diesen Übungen auszuwählen.

Beim LIPPENLECKEN sollten die Lippen nach längerem Üben getrocknet oder eingefettet werden. Auch sollte der Patient darüber informiert werden, dass häufiges Lippenlecken normalerweise vermieden werden sollte, da feuchte Lippen im Gegensatz zum erwarteten Effekt austrocknen und spröde werden. Patienten mit dem Habit Lippenlecken sollte dies besonders nahegelegt werden. Ihnen sollte empfohlen werden, die Lippen stattdessen mit einem Fettstift zu behandeln.

Anleitung:

Wie beweglich ist die Zungenspitze?

 

Der Mund wird geöffnet.

Ausnahmsweise darf die Zungenspitze jetzt herauskommen und die Lippen lecken.

Dazu geht sie zunächst an den äusseren Lippenrand, unter die Nase.

Von dort verfolgt sie den Rand mit einer langsamen, gleichmässigen Kreisbewegung - einmal rund um den Mund herum, bis sie wieder am Ausgangsort angekommen ist.

Dann andersherum, ebenfalls langsam und gleichmässig im Kreis, bis zum Ausgangspunkt.

Abwechselnd links- und rechtsherum wandert die Zunge insgesamt 10mal im Kreis.

Danach kann sie sich ausruhen.

Und so, wie wir es besprochen haben, kann die Übung danach wiederholt oder im Wechsel mit einer anderen ausgeführt werden.

Durch das Lippenlecken wird die Zunge gelenkig.

Sie darf dies aber nur ausnahmsweise, denn die Lippen werden vom Belecken leicht spröde und rissig. Während des Übens