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ÜBUNGEN

Verzeichnis

119
   
Übung

MENTALISSTRECKÜBUNG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Diese Übung eignet sich bei inkompetentem Mundspaltschluss, bei „zu kurzem“, spastischem oder auch hyperaktivem (hypertonem) Mentalis. Sie dient zur Dehnung und Entkrampfung des Weichgewebes der Kinnregion. (Anatomie: Areal I/10,11,12, (13),   Seite 8 ff.).

Inhalt:

Es handelt sich um eine passive Streckübung, also eine Manipulation, die auch im Autostretching durchgeführt werden kann.

Material:

Fakultativ Hautcreme oder Vaseline als Gleitmittel

Ablauf:

- Vorübung: Da das Ziel ein unverkrampfter Mundspaltschluss ist, wird zumeist vorab die ,M’-HALTUNG geübt oder zumindest erklärt worden sein. So ist auch als

- Ausgangshaltung eine der ,M’-HALTUNG nahekommende Haltung anzustreben („so gut, wie möglich“).

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Das Weichgewebe der Kinnspitze wird zwischen dem Daumen unter dem Kinn und dem Mittelglied des Zeigefingers auf diesem gefasst. Der Patient versucht weitestgehend, die oben beschriebene Ausgangsstellung zu halten.

-2 Der Zeigefinger zieht von seiner Ausgangsstellung direkt unter der Unterlippe mit sanftem, beharrlichem Druck das Weichgewebe des Kinns nach hinten unten dem Daumen entgegen und gleitet dabei abwärts. Der Unterkieferkörper bewegt sich hierbei nicht. In erster Linie wird die SCHUBLADE-REIN Haltung gehalten und möglichst die Ruheschwebelage eingenommen. Kann diese Stellung nicht gehalten werden, so geht der Unterkiefer mit sanfter Kraft in die Zusammenbissstellung. Es muss speziell erreicht werden, dass dem ziehenden Finger kein Aufwärtsschub von der Kinnspitze entgegengesetzt wird.

   Die Wahrung des Mundspaltschlusses übernimmt der Orbicularis.

-3

  a Die Endstellung, bei der Daumen und Zeigefinger nurmehr die Kinnspitze fassen und herabziehen, wird

   unter Zählen gehalten.

  b Zur Intensitätssteigerung können die Finger den Griff langsam lösen, wobei die zuvor erreichte Stellung beizubehalten ist; diese Variante eignet sich besonders als Schritt in der Spätphase des Trainings dieser Übung.

- Timing: Die Übungssequenz setzt sich zusammen aus dem massierenden Hinabgleiten des Zeigefingers

   während etwa drei Sekunden und dem Stellunghalten unter Zählen. Fallspezifisch kann bei Gewebeinkompetenz mehr das Halten betont werden, wobei man bis zehn oder zwanzig zählt, bei Spasmen sollte die Betonung eher auf der massierenden Bewegung liegen und der Vorgang entsprechend häufiger wiederholt werden, um ein neuerliches Krampfen in der herabziehenden Muskulatur zu vermeiden.

   Die Empfehlung zur Zusammenstellung einer Serie von Sequenzen ist von diesen Voraussetzungen

   abhängig.

   Als WECHSELÜBUNG bietet sich die Gegenbewegung in der ,O’-ÜBUNG und die gleichgerichtete Bewegung in der im Gegensatz kinetischen ,I’-ÜBUNG an.

Charakterisierung:

Grobmotorik, Statik, Mobilität, Strecken, Streckhilfe, Massage, Manipulation, Relaxierung.

Beachtung:

Bei hyperaktivem Mentalis soll verstärkt darauf geachtet werden, dass die Kinnspitze, wie beschrieben,  nicht gegen die Streckbewegung an nach oben drängt.

Diskussion:

Im Gegensatz zur ,I’-ÜBUNG, bei der die Bewegung und Spannkraft der abwärtsziehenden Muskeln gestärkt wird, wird bei der für die aktuelle Übung beschriebenen Manipulation möglichst jeder zusätzliche Muskeltonus vermieden und betont auf Gewebsdehnung hingearbeitet. Die Übung ist also eher statisch, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne des  Haltens einer eingenommenen (Grund-) Stellung. Diese Komponente kommt hinzu, wenn der Schritt 3b angewendet wird.

Zu beachten ist bei der Übungsdurchführung die unterschiedliche Indikationsstellung von sowohl hyperaktivem Mentalis und inkompetentem Mundspaltschluss. In der Schrittbeschreibung wird hierauf unter 3a und 3b hingewiesen.

Nicht selten liegen beide Symptome zugleich vor, was zwar nicht die Behandlung, jedoch die Wahl zwischen Schritt a und b erleichtert. Es empfiehlt sich in diesem Fall, in der Übungsserie von Sequenz zu Sequenz

zwischen Schritt a und b zu wechseln. In entsprechenden Fällen kann die MENTALISMASSAGE (s.d.) mit der aktuellen Übung kombiniert oder dieser vorgeschaltet werden. Die MENTALISSTRECKÜBUNG wird ohne neuromuskuläre Aktionen seitens des Patienten durchgeführt, ist also rein manipulatorisch.

Als Vorübungen eignen sich Streckübungen wie GORILLA oder DICKE LIPPE oder die PUH ÜBUNG (siehe jeweils unter dem entsprechenden Kapitel).

Anleitung:

Der Mund soll idealerweise immer geschlossen sein, so wie es die ,M’-Übung verlangt.

Wichtig ist, dass sich dabei kein Muskel verkrampft. Das ist nicht ganz einfach und will geübt sein, und zwar so:

Mit Daumen und Zeigefinger fasst man das Kinn.

Der Daumen greift unter die Kinnspitze, der Zeigefinger liegt flach oben auf dem Kinn, dicht unter der Unterlippe.

Der Mund wird geschlossen.

Der Zeigefinger, der direkt unter der Unterlippe liegt, rutscht nun langsam und mit etwas Druck zum Daumen hinunter. Das Kinn wird dabei abwärts gezogen.

Unbedingt darauf achten, dass sich kein Muskel verkrampft! Den Mund zu lassen.

Wenn es so verabredet wurde, bleibt der Zeigefinger eine Weile unten und zieht mit dem Daumen zusammen an der Kinnspitze.

(Anzahl der Wiederholungen nach Absprache.)