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ÜBUNGEN

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134
   
Übung

,SCHLÜRF UND SCHLUCK'-ÜBUNG

Sammlung myofunktioneller Übungen

Einsatz:

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Mit dieser ‘Eselsbrücke’ lässt sich über eine gemeinhin funktionsfähige Muskelaktion eine Gaumenwärtsversion und -flexion des gesamten Zungenkörpers bei gleichzeitiger Rückwärtsbewegung erreichen. (Anatomie: Areal III, Seite 25).

Inhalt:

Die bewusste Ausführung eines Nebenreflexes gibt der Zunge eine erste Orientierung in Richtung ihres eigentlichen Wirkungsraumes (s. ’Diskussion’).

Material:

Nicht erforderlich, eventuell Pipette.

Ablauf:

- Vorübung: Die Übung zielt sowohl auf den gesamten Zungenkörper als auch auf die Ausführung des Schluckreflexes. Daher sollten zumindest die Massnahmen zur ZUNGENSPITZEN- ORIENTIERUNG zuvor abgeschlossen worden sein.

-Ausgangshaltung: Die Zungenspitze hält während der gesamten Übung den PUNKT.

- Step-by-step-Beschreibung:

-1 Luft wird hörbar „eingeschlürft“ (zu den jeweiligen Ausführungsmöglichkeiten in der Abstützung des

   Unterkiefers bei unterschiedlichen Übungszielen siehe auch Anmerkung im Absatz ’Diskussion’),

  die Lippen sind offen.

-1a Dieser Schritt erfolgt wahlweise oder in einem späteren Übungsstadium:

     Die Lippen werden jetzt geschlossen.

-2 Unter bewusster Lagekontrolle der Zungenspitze am PUNKT (nicht möglich nach Schritt 1a!) wird nun geschluckt. Der Erfolg der Schluckaktion wird durch die am Kehlkopf tastenden Finger kontrolliert.

   Wurde das KNÖPFCHENDRÜCKEN bereits einstudiert, kann es vor dem Schlucken durchgeführt werden.

-3 Zurück zur Ausgangshaltung und Wiederholung.

- Timing: Durch die Wiederholungen der kurzen Aktion entsteht eine Frequenztaktung der Sequenz. Die Taktfolge liegt bei etwa fünf Sekunden, die Zahl der Wiederholungen pro Sequenz bei etwa fünf (s. Anmerkungen unter ’Diskussion’).

Charakterisierung:

Sensibilität, Orientierung, Kinetik, (Funktionskinetik/Eselsbrücke), Motivation.

Beachtung:

Bei trockenem Mund ist der Gebrauch einer Spritze mit Wasser (siehe unten) zu empfehlen.

Diskussion:

Die Übung ist keine Schluckübung!

In ihrer Intention ähnelt sie dem Übungspaar SCHNALZER und SCHNALZER GEFROREN, in ihrem Aufbau und durch den Teilschritt ‘Schluck’ führt sie jedoch eher in Richtung Schluckübung.

Das erwähnte Übungspaar ist daher als Vorübung zu der hier diskutierten verwendbar. Ausserdem bieten sich so Alternativen, falls einer der Nebenreflexe als ‘Eselsbrücke’ nicht ausgeführt werden kann.

Ihre Funktion als ‘Eselsbrücke’ kann die Übung auch als Vorübung für die ,ZIP’-ÜBUNG oder die ,1-2-3'-ÜBUNG erfüllen. Wie alle ESELSBRÜCKEN sollte sie jedoch möglichst bald durch gezielte Massnahmen ausgetauscht werden. Im Unterschied zur ,ZIP'-ÜBUNG oder auch dem MÄUSELN wird die Luft hier jedoch nicht durch Absenken des Mundbodens, sondern durch die Lunge angesogen.

Zu Schritt 1 ist hinsichtlich der Unterkieferabstützung anzumerken, dass sowohl bei der ,ZIP'-ÜBUNG als auch für den Schluckreflex insgesamt gilt, dass der Unterkiefer während des Ansaugens simultan aufwärts bewegt wird und antagonistischer Zahnkontakt stattfindet. Hier kann auch angesetzt werden, wenn bei Adduktorhyperaktivität der Unterkiefer statt über die Backenzähne über den Zungenkörper gegen den Schädel abgestützt werden soll.

Schritt 1 im Gegensatz zu 1a ermöglicht das Setzen eines AUFMERKERS, indem  der sonst reflektorische Lippenschluss unterbunden wird. Zum Timing ist anzumerken, dass mehr als fünf Takte pro Sequenz zur Verkrampfung führen, besonders, wenn der Mund trocken wird. MARVIN HANSON arbeitet viel mit der Spritze. Es handelt sich hierbei im Prinzip um ein Gerät, das es ermöglicht, durch eine kleine Öffnung gezielt einige Tropfen Flüssigkeit abzugeben. Hierzu eignen sich Spritzflaschen, kleine Einwegspritzen, sehr gut aber auch kleine Pipetten, wie sie im zahnärztlichen Bedarf erhältlich sind. Der Gebrauch dieser Geräte hat neben dem praktischen zusätzlich einen spielerisch-motivierenden Effekt. In unserem Falle werden etwa fünf Tropfen Wasser hinter die Unterlippe geträufelt, um besseres Schlucken zu ermöglichen.

Da die Flüssigkeit bei der Übung seitlich an der Zunge vorbeigeschlürft wird, lässt sich die Methode auch zum orientierenden Einüben für den SCHNALZER GEFROREN einsetzen.

Eine abwechslungsreiche Variante mit Steigerung in der Übungsanforderung bietet sich in der Ausführung der Übung bei gleichzeitig quer im Mund gehaltenem Trinkhalm (siehe hierzu STÖCKCHENTRAGEN).

Weiterhin ähnelt die ,CHA'- SCHLUCK - ÜBUNG (siehe ,CHA', Absatz ‘Diskussion’) der hier diskutierten, hat jedoch einen komplizierteren Übungsablauf, da bei ihr Bewegungselemente gegensinnig verlaufen. Sie eignet sich daher als STEIGERUNGSÜBUNG. Zeigen bei der hier diskutierten Übung Luftstrom und Muskelaktion eine einwärts-aufwärts-Richtung, so ist bei der ,CHA'- SCHLUCK - ÜBUNG der Luftstrom auswärts, die Muskelaktion abwärts gerichtet. Man soll dabei beachten, dass die Muskelaktion nicht ebenfalls nach auswärts, d.h. provertiert tendiert, was dem Übungsziel widerspräche.

Anleitung:

Eine Hilfsaktion. Sie soll die Zunge dabei unterstützen, an ihren Arbeitsplatz zu kommen.

Sie kann nämlich nur dann richtig schlucken, wenn sie ihren Fahrersitz einnehmen darf. Und der wird jetzt  ausprobiert:

Zunächst einmal muss die Zunge an ihren PUNKT. Dort heftet sie sich fest und lässt nicht wieder los.

Jetzt schlürfen, so, als wenn man ein Getränk einsaugen will. Dabei dürfen sogar, damit es leichter geht, ein paar Tropfen Flüssigkeit vor die unteren Schneidezähne getropft werden. Und jetzt:

SCHLÜRF, kommt die Luft durch die Zähne herein. Die Zunge hält noch immer am PUNKT fest, und SCHLUCK, wird das Eingeschlürfte hinuntergeschluckt.

SCHLÜRF und SCHLUCK und wiederholen.

Man soll dabei bewusst fühlen, wie sich die Zunge in ihrer ganzen Länge mit dem Rücken gegen den Gaumen lehnt.