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MFT-EinführungI |
MFT |
Verzeichnis |
118 Übung |
MASSETERÜBUNG |
Sammlung myofunktioneller Übungen |
Einsatz: |
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Einsatzschwerpunkt ist die habituell offene Mundhaltung, aber auch die sogenannte Kaufaulheit und die Tendenz zu hängendem Unterkiefer (siehe hierzu Anmerkungen im Absatz „Diskussion“). Zielgebiet ist, neben dem in der Bezeichnung vorgegebenen Areal: VII/1, Seite 31), die gesamte Adduktorenmuskulatur (Areal: VII, Seite 31). |
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Inhalt: |
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Kräftigungs- und Halteübung unter überhöhtem Tonus beim Zubeissen. |
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Material: |
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Nicht erforderlich, siehe Absatz „Diskussion“. |
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Ablauf: |
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- Vorübung: Sollen speziell die Adduktoren auftrainiert werden, so sind keine besonderen Vorübungen erforderlich. Bei habitueller Mundatmung siehe Kapitel MUNDATMER. |
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- Ausgangshaltung: Nicht vorgeschrieben. Es empfiehlt sich eine koordinierte Vorspannung (Bereitschaftstonus) mit der Bereitschaftshaltung (RUHEHALTUNG, ,L-M’). Zu achten ist auf die Retrovertierung des Unterkiefers, auch während der gesamten Übung (SCHUBLADE -REIN'-ÜBUNG). |
- Step-by-step-Beschreibung: -1 Der erste und wohl wichtigste Schritt dieser Übung ist die gewissenhafte Instruktion des Patienten über die Bedeutung einer kontrollierten „Normalhaltung“ (siehe RUHEHALTUNG), die Demonstration des Masseterbauches bei Adduktoranspannung, der habituellen Interkuspidationshaltung und der Gelenkposition (ERBSE). -2 Die (Backen-) Zähne werden aufeinandergesetzt, zunächst unter Kontrolle der korrekten Position durch den Therapeuten (s. Anmerkungen unter „Diskussion“). -3 Der Tonus des Zusammenbisses wird nun maximal erhöht, zunächst (oder ständig) unter tastender Kontrolle mit den Fingerspitzen, beidseits am sich unter der Aktion oberhalb des Kieferwinkels ausbildenden Masseterbauches, ohne dass Beschwerden in den Zähnen auftreten dürfen (siehe Anmerkungen). Die Stellung wird unter Zählen über einen kürzeren Zeitraum gehalten. Sodann wird zur Ausgangshaltung zurückgekehrt. |
- Timing: Als Halteübung bildet die Durchführung eine Sequenz, deren Länge nicht zu reichlich bemessen sein sollte; man lässt etwa bis zehn zählen. Diese rein statisch-dynamisch Übung lässt sich gut mit der kinetischen Übung AUF UND ZU in Form einer WECHSELÜBUNG zu einer Serie kombinieren |
Charakterisierung: |
Halteübung, Tonusstärkung, Sensibilität (sensorische Rückkopplung), Organstereognose, Motivation. |
Beachtung: |
Bei der erwähnten ‘Kaufaulheit’ oder habituell offenen Mundhaltung muss geprüft werden, ob die Adduktoren (pars pro toto „Masseter“) tatsächlich im Tonus inkompetent sind; eine Differentialdiagnose wäre das Auftreten von Beschwerden in den Gelenken oder in einzelnen Parodontien bei Kieferschluss – hier wäre die Übung kontraindiziert. Das oben erwähnte Überprüfen kann beispielsweise mit der unten beschriebenen Wäscheklammer geschehen. Die Übung darf auch nicht Anlass sein, den Patienten zum Bruxismus zu erziehen. |
Diskussion: |
Da viele Patienten dazu neigen, bei Aufforderung zum Zusammenbeissen die Schneidekanten der Frontzähne im Kopfbiss aufeinanderzustellen, ist diesbezüglich eine genaue Einweisung erforderlich. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass die Backenzähne beidseitig gleichmässig in Kontakt kommen, der Unterkiefer weder vor- noch einseitig verschoben wird (Laterotrusionshaltung). In diesem Zusammenhang sollte kontrolliert werden, ob die Bezahnung es gestattet, die Übung mit Aussicht auf Erfolg durchzuführen. Liegen erhebliche Störungen in der statisch okkludierenden Verzahnung vor (häufig bei Wechselgebissen), so kann ein gleichmässig kräftiges Zusammenbeissen nicht durchgeführt, die Übung also nicht absolviert werden. Der Wert dieser Übung liegt vornehmlich im Motivatorischen, da der Patient am Masseterbauch die ablaufende Aktion durch Eigenbeobachtung und Ertasten gut verfolgen kann (sensorische Rückkopplung). Wie zuvor bereits erwähnt, werden in diesem Bereich wesentlich häufiger Dysfunktionen festgestellt, die auf eine Hypertonie oder Hyperaktivität zurückzuführen sind. Man sollte daher vor einer Verordnung der diskutierten Kräftigungsübung zumindest alle Symptome dahingehend überprüfen, ob die Kaufunktion erfüllt werden und darüber hinaus, ob echte ‚Hypo-Symptome’ zu konstatieren sind (Hypo-: Sensibilität, Tonus, Mobilität, Motilität). Hierzu lässt sich eine Übungsvariante einsetzen, bei der man wechselnd einseitig eine hölzerne Wäscheklammer zwischen die Backenzähne setzt und langsam öffnen und schliessen lässt. Aus der Zahl der durchführbaren Wiederholungen lässt sich rückschliessen auf die physiologische Kapazität der Muskulatur. Ein weiterer Vorteil dieser Variante der MASSETERÜBUNG ist die Tatsache, dass im fliessenden Bewegungsablauf eine isokinetische Belastung erfolgt. Gemäss dem Postulat, MFT-Übungen möglichst funktionell zu gestalten, würde die letztere Methode eher dem Kaugeschehen entsprechen und die Gefahr einer induzierten Dysfunktion vermeiden. Ähnlich, aber mit geringerem Trainingseffekt wirkt die Variante, bei der der Patient auf Gummigegenständen kaut. Siehe hierzu auch SCHLAUCHKAUEN , besprochen unter dem Kapitel MÜDEKAUEN -(Diskussion), SCHLAUCHKLEMME siehe MOTIVATIONSÜBUNGEN (allgemein ), oder die Methode bei der der Patient auf halbzentimetergrossen Gummiklötzchen kaut (Verschluckungsgefahr). Die Übung kommt der physiologischen Aktion noch näher. In allen Fällen des Bekauens von resilientem Material (Gummi) fehlt allerdings die Druckabsorption durch das zerfallende Material, was das Parodont unphysiologisch belastet und schädigen kann, und durch die Resilienz wird der Bewegungsablauf weiterhin verändert. Die Variante, Kaugummi zu kauen, erfüllt dieses Postulat noch eher, wird jedoch in der Intensität der Durchführung noch unkontrollierbarer und birgt die Gefahr einer induzierten Hypermotilität (oder zumindest Hyperaktivität. Optimal hingegen ist es, auf die Essgewohnheiten des Patienten so einzuwirken, dass mehr derbe Kost verzehrt wird, die ein intensiveres Kauen nötig macht und, dass der Kauprozess generell mehr und sorgfältigere Beachtung erfährt. Muskelschwäche( Hypotonie) ist nur selten die Ursache für offene Mundhaltung. Wesentlich häufiger liegt, wie zuvor schon erwähnt, in diesem Muskelbereich eine Hyperaktivität mit einer Vielzahl ungünstiger und schädigender Symptome vor. Es gilt zu vermeiden, dass der Patient durch die diskutierte Übung in eine derartige Lage gebracht oder dass bei Vorliegen einer solchen Störung diese noch verstärkt wird. Es muss also sichergestellt sein, dass die vorliegende Nichtausfüllung des Funktionsrahmens tatsächlich einem Adduktorenhypotonus zuzuschreiben ist. Für die Mund- und Kieferhaltung sind nicht nur die Adduktoren verantwortlich, sondern auch der Atemweg, respektive eine frei gängige Nasenatmung, der gewebemässig und muskulär (Orbikularisinsuffizienz oder-hypotonus) durchführbare Lippenschluss, die Wangenspannung, die Zungenhaltung in Ruhe und Aktion (Zwischenlagerung) und der physiologische Unterdruck in der Mundhöhle, der auch abhängig ist von der Velum- und Pharynxmuskulatur und dem dortigen Gewebszustand. (Siehe hierzu auch Anmerkungen in den Kapiteln ZUNGENSTÜTZE; HINTEN und UNTERKIEFERÜBUNGEN). |
Anleitung: |
Wir nehmen uns jetzt den Masseter vor, den Kaumuskel, der vom Ohr zum Knochenwinkel unten hinten an der Wange verläuft. Bei Anspannung schwillt er mächtig an, wie ein starker Oberarmmuskel. Er bekommt einen Bauch, der mit den Fingerspitzen über dem Knochenwinkel auf beiden Seiten deutlich zu fühlen ist. Zunächst werden also die Backenzähne auf beiden Seiten gleichmässig aufeinandergestellt. Die Fingerspitzen werden auf die beschriebene Stelle vor dem Ohr gelegt. Wenn man nun die Zähne zusammenbeisst, ist der Muskelbauch deutlich zu fühlen. Langsam bis 10 zählen und die Spannung gleichmässig halten. Anschliessend pausieren und so oft wie verabredet wiederholen. Übrigens dürfen die Zähne nur bei den hier beschriebenen Übungen aufeinandergebissen werden. Sonst gilt die ,L-M’-HALTUNG ! |