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245 |
BAUKASTENPRINZIP |
Sammlung myofunktioneller Übungen |
Einsatz: |
Keine Illustration |
Bei diesem Kapitel handelt es sich um die generelle Beschreibung einer sinnvollen Kombination von Übungen zu einem einheitlichen Trainingsgesamtablauf. Diese Methode wird eingesetzt, um beispielsweise bei definierten, singulären Symptomen oder Störungen einen gezielten Gesamttherapieablauf zusammenzubauen. Eine anfangs einfache, leicht ausführbare Muskelaktion (statisch oder kinetisch) wird von Therapiephase zu Therapiephase schrittweise und in logischer Reihenfolge um weitere Übungen ergänzt. Jeder weitere Baustein verbessert und vervollkommnet die Muskelaktion und bringt sie so dem Therapieziel, der erforderlichen physiologischen oder funktionellen Aktion, näher. Der Fortschritt ist nur dann gewährleistet, wenn jeder einzelne Baustein vor dem Hinzufügen des jeweils nächsten sicher beherrscht wird. Die stufenweisen Schritte müssen vom Patienten physisch, aber auch mental gut nachvollziehbar und ständig rekonstruierbar und abrufbar sein. Der Motivationseffekt ist allerdings spärlich. Man kann dieses Prinzip daher eher als für erwachsene Patienten geeignet ansehen, da es auf Logik und Prinzip basiert. Dies allerdings setzt voraus, dass der Patient stets in angemessener Weise über das Vorgehen und die Hintergründe informiert wird. |
Inhalt: Inhalte sind die bekannten MFT-Übungen, die zu einem Therapieablauf aufgebaut werden. Sie können so arrangiert werden, dass funktionell aufeinander folgende Muskelaktionen in der Übungsabfolge einander entsprechend zugeordnet werden. So lässt sich beispielsweise der hochkomplizierte Schluckreflex schrittweise zusammenstellen. In Teilen ist dies in den Variationsmöglichkeiten der ,1-2-3’-ÜBUNG beschrieben. Jedoch auch einfachere Probleme lassen sich nach dem Modell therapeutisch planen (siehe Absatz ABLAUF). Man sollte bei dieser Art des Therapieaufbaues weniger von einem Therapiekonzept sprechen, da hierzu beispielsweise ein kompletter, einheitlicher Motivationshintergrund fehlt. |
Material: |
Übungsspezifisch. |
Ablauf: |
- Vorübung: Vorübungen sind nicht speziell vorgesehen; jede Übung ist Vorübung für den nächsten Baustein. |
-Ausgangshaltung: Jeweils übungsspezifisch. Um die Vorgehensweise verständlich darzulegen, soll nachfolgend ein praktisches Beispiele für den Zusammenbau eines Therapieplanes gegeben werden. Komplexe Muskelaktionen in Form von Reflexabläufen erfordern einen vielstufigen Aufbau, der sich teilweise sogar verzweigen muss. Ein einfacher Ablauf wäre beispielsweise das Mentalisproblem: Unsere Therapiezusammenstellung beginnt also mit der diagnostischen Übung: Die Kinnpartie erwies sich als spastisch angeschoppt. |
- Step-by-step-Beschreibung: -1 Die MENTALISMASSAGE würde zunächst eine rein passive Gewebslockerung induzieren, der dann mit der -2 MENTALISSTRECKÜBUNG ein zunächst auch passives, hernach aktives Stretching der Muskulatur folgt. Man kann diese Bestrebungen weiter helfend begleiten mit der rein manipulierten Übung -3 DICKE LIPPE , die jedoch ausschliesslich mechanisch wirkt und evtl. besser vertreten wird durch die dann folgende Übung -4 GORILLA. Hier findet ein aktives Stretching statt, das von vom Patienten kontrolliert und forciert werden kann. -5 SALZBRÜHEHALTEN könnte dann eingesetzt werden, wenn das untere Vestibulum schon bedingt vom Patienten zu kontrollieren ist. Die Wirkung ist vornehmlich negativ motivatorisch, verhilft jedoch gezwungenermassen zu einem bewussten Lösen der Mentalisverkrampfung, während eventuell als nächster Schritt die Übung -6 BALLON in einer ihrer Versionen zu gleichzeitigem gezieltem Lösen und Strecken beitragen kann. Nun folgt die bewusste, kinetische, kontrollierte Gegenbewegung gegen die Krampfrichtung in der -7 ,I'-ÜBUNG mit ihren Varianten im statischen und dann kinetischen Modus. -8 , M-O-I ‘ ist sodann eine Übung zur statischen Koordination von Mentalis und Orbicularis (Buccinator), gefolgt von der feinmotorisch-kinetischen Koordinationsübung -9 DIRIGENT, die zur Selbstkontrolle auffordert. Zur Habitualisierung wird dann die -10 ,L-M'-HALTUNG einstudiert und mit den üblichen Mitteln, auch für nachts, vorgeschrieben. Das Endziel, die -11 GRUNDHALTUNG erfordert sodann die Mitwirkung vieler nachbarlicher Muskelareale. Letztere Übung wäre ein Beispiel für eine Verzweigung in Aufbaustufen für den mitbeteiligten Muskel, falls dessen Zustand dies erfordert. Aber schon bei ,M-O-I’ könnte eine notwendige Verzweigung ansetzen, wenn sich herausgestellt hat, dass an Mobilität oder Motilität des Orbicularis gearbeitet werden muss. In diesem Falle würden nun zwischenzeitlich oder simultan ORBIKULARISÜBUNGEN angesetzt. Es sollten Übungen eingebaut werden, die als Wechselübungen die jeweils durchgeführte konterkarieren oder zum Lösen der Übungsanspannung dienen, wie beispielsweise |
- Timing: ist nicht generell vorzuschreiben, der Ablauf selbst ist Timing. Das Timing einer jeden Einzelübung bleibt unverändert (siehe jeweils dort). |
Charakterisierung: |
Übungsabhängig (siehe jeweils dort). |
Beachtung: |
Diese Vorgehensweise bedeutet oft Planung eines gesamten Übungskonzeptes und muss daher sehr gewissenhaft nach eindeutiger Diagnosestellung erfolgen; die Krankheits- beziehungsweise Therapieentwicklung kann durchaus eine konsequente Planänderung mit sich bringen! |
Diskussion: |
Eine umfassende Diskussion der Methode erübrigt sich aus dem obigen Text. Ein weiteres Beispiel für einen Baukastenaufbau ist die GRUNDHALTUNG, die sich, wie unter den entsprechenden Kapiteln beschrieben, aus der SITZHALTUNG und der RUHEHALTUNG aufbaut, wie auch die letztere wiederum aus mehreren Bauelementen besteht (siehe dort). Oberflächlich betrachtet besteht eine Ähnlichkeit mit dem Prinzip STEIGERUNGSÜBUNG. Es ist jedoch folgender Unterschied hervorzuheben: Bei dem hier diskutierten Trainingsaufbau werden die Bausteine (Übungen) nach Gesichtspunkten hintereinandergeschaltet, die die Funktion der entsprechenden Zielmuskulatur einrichten sollen. Beim Prinzip STEIGERUNGSÜBUNG wird hingegen sportmedizinisch oder muskelphysiologisch vorgegangen. Die Folgeübungen stellen fortlaufend höhere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der jeweiligen neuromuskulären Systems oder Subsystems. Die Funktion ist eher zweitrangig. Der Muskel soll physisch in die Lage versetzt werden, den Anforderungen nachzukommen, die später in der funktionellen Aktion an ihn gestellt werden. Daher lassen sich beide Systeme auch miteinander koppeln. |
Anleitung: |
Siehe jeweilige Einzelübung. |